Donnerstag, November 15, 2007

Mixtape auf CD 11/2007


More than this
(22 Tracks, 81:51)

01. "Raining in Paradize" - Manu Chao (Nacional Records eMusic Sampler 2007/2008, 2007) 3:43
02. "The Plot" - White Rabbits (Fort Nightly, 2007) 3:33
03. "Andy Warhol" - David Bowie (The Collection, 2005) 3:45
04. "Ta Douleur" - Camille (Awards for World Music 2007, 2007) 3:10
05. "Kimberly" - Patti Smith (Horses, 1975) 4:27
06. "Black-Crosser" - Phillip Boa And The Voodooclub (Philister, 1985) 3:12
07. "Slowly Comes My Night" - Deine Lakaien (April Skies, 2005) 4:26
08. "Headlights Look Like Diamonds" - Arcade Fire (Arcade Fire [EP], 2003) 4:25
09. "More" - The Tellers (EP, 2007) 2:10
10. "Thief" - Destroyer (Thief, 2000) 2:25
11. "Dreamland" - Bob Marley & The Wailers (Classic Bob Marley & The Wailers, 2000) 2:43
12. "La Chanson De Cinquante Sous" - Marion Dugadet (Cajun Songs from Louisiana, 1956) 1:49
13. "El Microfono" - Mexican Institute of Sound (Nacional Records eMusic Sampler 2007/2008, 2007) 3:38
14. "1992" - Blur (13, 1999) 5:29
15. "More than this" - Roxy Music (The Collection, 2004) 4:30
16. "The Mending of the Gown" - Sunset Rubdown (Random Spirit Lover, 2007) 5:36
17. "Hey Scenesters!" - The Cribs (The New Fellas, 2005) 3:11
18. "Auto Rock" - Mogwai (Mr. Beast, 2006) 4:18
19. "Lost Art Of Murder" - Babyshambles (Shotters Nation, 2007) 4:38
20. "New York Telephone Conversation" - Lou Reed (Transformer [Expanded Edition], 1972) 1:33
21. "La Cumbia Del Mole" - Lila Downs (Awards for World Music 2007, 2007) 4:12
22. "Monte Carlo" - The Verve (This Is Music (The Singles 92-98), 2004) 4:58

Aus dem Booklet:

Willkommen, willkommen liebe Hörer - nachdem ich letztens einen nicht ganz unfeministischen Anraunzer bekam, folglich nun auch: liebe Hörerinnen zur Mix-CD für den November.
Musikalisch diesmal wieder sehr divers: Bei der Fülle von Neuerscheinungen, Wiederentdeckungen und ~Auflagen bewegen wir uns zwischen allen (un-)denkbaren musikalischen Polen. An Bord sind diesmal Perlen aus dem Bereich Punk/Alternative, Internationales, Frankophones, Hispanistisches, Reggaehaftes, Britpopiges, Elektronisches, Rap-/Hiphophaftes und Klassisches, Discohaftes und Gruftiges wie auch Neues, Altes, Schönes und und und.

1.Los geht es mit dem wohl ambivalentesten Globalisierungskritiker und Weltverbesserer. Man kann von Manu Chao halten, was man will. Ich finde es auch schwierig, mit einer Tour ordentlich Geld zu verdienen und von den Armen, Kindern, Leuten, Frauen und Männern in den vergessenen Winkeln der Welt zu singen. Dennoch tut er genau damit etwas, was sonst kaum einer macht und rückt die Missstände dieser Gegenden vielleicht ins - hoffentlich nicht nur musikalische - Bewusstsein. In diesem Sinne: Saurer Regen im Paradies mit Raining in Paradize.

2.Für Weltverbesserungen und sonstige Unternehmungen empfiehlt sich eines: Der passende Plan/ Plot. Den besingen die White Rabbits aus New York, the city that sleeps twice.
Was ich sehr mag, ist die künstlerische Selbstaussage zur Musik: Honky-Tonk-Calypso. Aber, ach, da verrate ich jetzt nichts drüber, das geht in Richtung der nächsten Extra-CD.

3.Wo wir gerade bei Künstlern sind, darf natürlich Andy Warhol nicht fehlen. Und gleichermaßen darf nicht fehlen: David Bowie. Hier ist das thematische Doppelpack: Erster wird besungen, der Zweite besingt.

4.Umgehauen hat mich ja Camille mit ihrem Song Ta Douleur. Das ist doch mal Musik abseits der gewohnten Pfade. Ich meine, wer hätte gedacht, dass man verächtliches Spucken in einen genialen Song verwandeln könnte? Davon abgesehen beweist die Dame aus Paris hier auch, dass sie durchaus lebendige Musik machen kann. Die zwei Platten von Nouvelle Vague, wo sie auch mitwirkt, sind ja eher langweilig und bieten wenig Anlass zum Aufhorchen. Daher: Weiter in dieser Richtung und bitte keine weiteren auf Bossa Nova weichgespülten Punksongs mehr.

5.Bleiben wir bei den "Mädels": Um Patti Smiths Kimberley kam ich nicht herum. Patti ist uns ja seit dem LES-Punk-Exkurs bekannt aber sie fesselt mich immer wieder. Vielleicht ganz gut, dass man 17 Jahre nichts von ihr gehört hat, so bewahren wir uns den Eindruck einer agilen Patti.

6.Was kann ich noch über Herrn Boa und Frau Lund schreiben? Ich kann versuchen zu begründen, warum Black-Crosser hier mit drauf ist. Ich fand die Geschichte recht bewegend und mag diesen eher ruhigen Song.
She lost her money in the street/Lost her boyfriend every week.
Das wäre doch ein guter Song für das Weihnachtskonzert in der Moritzbastei, lieber Phillip, liebe Pia - nicht?

7.Das wirklich Schöne an Musik ist, dass sie von Menschen gemacht wird. Das mag bei Deine Lakaien und ihrem Slowly Comes My Night zunächst absurd klingen, weil die ihren C64 immer auf der Bühne haben (und ein Teil der zweiköpfigen Band pausenlos darübergebeugt ist). Dennoch ist Alexander Veljanov so ein sympathischer Exzentriker: Pausenlos Äußerungen mit einem verschmitzen Lächlen. Mag ich!

8.Arcade Fire mag ich auch, dürfte man inzwischen bemerkt haben. Und diesmal besingen sie uns nun kein direkt positives Thema aber immerhin geht die Welt nicht gleich unter. Vielmehr haben wir in Headlights Look Like Diamonds die gleichermaßen viel- und nichtssagende (je nach persönlicher Lebenserfahrung) Zeile:
The red lights mean you’re leaving/The white one's mean returning.

9.Getreu dem Grundsatz: Nächstes Mal also dann gar kein oder einfach noch mehr Wein, bringen uns The Tellers More. Und da auch ich von manchen Sachen einfach nicht genug bekommen kann (auch wieder eine erotische Stimme, finde ich), rufe ich ganz laut nach more songs by the Tellers!

10.Erlaubt mir noch mal Dan Bejar aka Destroyer unterzuschmugeln: Interessant fand ich an Thief diese anfänglich sehr zurückhaltende Begleitung, die dann plötzlich ausflippt. Wah!

11.Dann also besser jetzt wieder runterkommen, wer eignet sich da besser als Bob und seine Wailers? Und da Träume im/vom Dreamland auch äußerst persönlich sind, halte ich mich hier einfach zurück.

12.Es gibt Melodien, die kommen einfach kulturübergreifend vor. Ausgegraben aus der Smithsonian-Aufnahme von 1956 hier Cajun aus Lousiana. Übrigens musikethnologisch hoch interessant: Französische Siedler aus Kanada wurden gegen Mitte des 18.Jh. nach Süden vertrieben, wurden im heutigen Lousiana sesshaft und machen Musik, die das Deutsche Arkordeon (Freiberg grüßt!) und Fiddles braucht aber auch gern mal Anleihen bei allen anderen Genres (Banjo, Gitarre, Kontrabass, Perkussion) macht. Eigentlich braucht man für Cajun Sommer: Es sind Tanzstücke die man bevorzugt auf der Veranda spielte. Vorher wurde gut gegessen - mir schwebt sofort die Südstaatenküche mit ihren kreolischen Eintöpfen vor.

13.Noch ein kleines Eckchen weiter südlich liegt Mexiko, die Heimat des Mexican Institute Of Sound. Hinter dem aufgeblasenen Begriff verbirgt sich ein DJ, dessen El Microfono das PC-Spiel der FIFA untermalt. Die Mexikaner sind halt nicht nur beim Fußball dabei sondern mischen auch in der Musik immer wieder mit.

14.Wenn ich einem Album den Begriff jugendlich verleihen möchte, dann ist es Blurs 13. Zunächst ist das Cover eine Zeichnung eines Jungen der scheu aus dem Bild blickt, die Musik ist wie noch einmal pubertieren: schüchtern - probierfreudig -schwebend - wütend - ausgelassen. 1992 fällt in die Kategorie schwebend. Um ehrlich zu sein, ich kann und will zu dem Album nichts weiter sagen. Einfach wirken lassen.

15.Roxy Music tun mir thematisch einen großen Gefallen: More than this. Ein Song, den man nach Smashing Pumpkins' Bring The Light spielen müsste. Neben dem geilen Geiz, zweimal jährlich neuzuerwerbenden Handys gibt es tatsächlich noch mehr. Vielleicht setzt sich diese Erkenntnis ja doch irgendwann wieder durch. Bis es soweit ist, höre ich einfach ganz oft und laut den Roxy Music Hit.

16.Das könnte der potentielle Skip-Track dieser CD werden - das Ding ist nicht ganz einfach, man muss sich darauf einlassen. Aber seitdem selbst meine Mama Sunset Rubdown-Fan geworden ist, vertraue ich darauf, dass sich diese Erkenntnis auch bei allen anderen durchsetzt *grinst*. Hier ist mein King dieses Jahres (so far): The Mending Of The Gown. Kritik unerwünscht, mit Lob für diese Entdeckung und Überführung in eure Sammlung dürft ihr mich aber gerne überschütten. Und nun rockt!

17.Wo ich mich doch vorhin in Gesellschaftskritik erging, lege ich mit The Cribs' Hey Scenesters gleich noch ein Mal nach. Das urban dictionary sagt zu Scenester:
a person who tries very hard to fit the stereotype of a certain scene. Dresses and acts in a prescribed fashion. image focused. vain.
Ah ja, wenig schmeichelhaft. In diesem Sinne, aufwachen Scenester. Get Real, find your way, stop imitating others.

18.Joah, jetzt noch ein komplexer Titel. Meine Sigur Rós-Verehrung könnte ich auch auf Mogwais Auto Rock projizieren. Ich glaube echt, diese CD verschenke ich zu Weihnachten, ich weiß auch schon an wen. Abseits der Geschenktauglichkeit sind die Herren aus England ganz dufte Post-Punker die mit ihren dichten Arrangements fesseln und verblüffen.

19.Ganz ähnlich mit Pete, ach, was soll man schon groß schreiben? Es gab wohl vermutlich kein Skandal, keinen Drogenexzess den er nicht mitgemacht hat. Ist vergessen, denn Shotter's Nation ist so genial und damit hat Pete bewießen er hat sich, wenns ums Ganze geht doch im Griff und ist einfach mal ein verdammt guter Musiker. Lauscht zu Lost Art Of Murder.

20.Neulich haben sie Lou Reeds Transformer verschleudert. Ich habe zugegriffen und nicht bereut. Einen faszinierenden und so bissigen Titel bringen euch Lou und David Bowie hier mit New York Telephone Conversation.

21.Ein letztes Mal für diese CD nach Mexiko um Lila Downs zu hören. Ich bin erstaunt, wie sie es in ihren Stücken schafft, indigene Elemente mit Popmusik zu verbinden. Bühne frei für Lilas Cumbia Del Mole.

22.Die schlechte Nachricht: Reisen kostet Geld. Die gute: Es gibt Orte, die stehen im Ruf, selbiges sei dort einfach zu verdienen. In diesem Sinne wünsche ich Euch mit The Verves Monte Carlo viel Erfolg!


Bis zum nächsten Mal, Peter.

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