Montag, Mai 12, 2003

Morgen wie dieser

Es gibt Tage, die sollte man(n) grundsätzlich im Bett bleiben. Seltsamerweise erstreckt sich eben diese Anzahl von Tagen (ja, es sind mehrere solcher Tage) zwischen Montag und Freitag. Insbesondere hebt sich der erste Tag der Woche immer durch eine sehr reichhaltige Ausstattung an Missgeschicken hervor. So auch mein Montagmorgen im Februar.

Was richtig schrecklich (komisch – jedenfalls im Nachhinein) wird, beginnt schon nachts. Ich träume von Gabi Lipfert (einer Kollegin auf Arbeit), wie sie mich zurechtweist und ich am Ende fast verstört den Kindergarten verlasse. Ich bin mir zwar nicht mehr bewusst, was ich eigentlich falsch gemacht, bzw. was der Grund für ihre verbalen Entgleisung war, aber das, was sie sagte, saß. Ich erinnere mich noch, dass ich sie ziemlich verstört anblickte und sie nur meinte: „Glotz nicht so doof“.

Als mein Wecker dann losdudelt, lasse ich Vorsicht walten und vergewissere mich zunächst ob nicht doch eine G. Lipfert irgendwo in meinem Zimmer (womöglich auch noch im Bett ...) ist.
Innerlich erkläre ich die paar Daunen für sicher und schleiche ins Bad. Nach dem Toilettengang schreite ich dem ersten post-nächtlichen Ungeschick entgegen.

Unser Kühlschrank leidet ja bekanntlich, er muß immer mehr fassen, wenngleich sich die Anzahl der Verbraucher, die aus ihm lebt sich nicht (wie man annehmen sollte) proportional vergrößert. Wir veranstalten dann lieber einmal monatlich „Wirf das Zeug jetzt weg, sonst lebt es !“
Wenn es einen Gott gibt, hätte er mir heute um 06.04 Uhr beistehen müssen – er tat es nicht (Wieder mit seinen Engeln beschäftigt ?):
Ich öffne den Kühlschrank, die Tür schwingt auf, ich greife nach der leckeren Erdbeer-Rhabarber-Konfitüre. Eine dermaßen trottelig abgestellte Dose Champignons fällt mir entgegen. Kommt auf dem Boden auf, platzt auf. Champignons befreien sich und kullern scheinbar wohl gelaunt über den Bodenbelag. Die Salzlauge fließt natürlich mit weg und alles ist lecker gewässert. Geschockt schließe ich die Kühlschranktür (wer weiß, was noch alles hervor kommt) und versuche, schnellstmöglich die flüchtigen Pilze zu stellen.
Glücklich, wieder alle eingesammelt zu haben will ich der Pilzdose den Platz meines Marmeladenglases geben und öffne die Tür. In dem Moment löst sich natürlich auch noch dieser Behälter in dem man Flaschen und dergleichen in der Tür abstellt. Alle Flaschen (teils Ketchup sehr alter – demzufolge auch guter ? – Jahrgänge) poltern aus der Tür. Ich stelle wutentbrannt die Flaschen an die Seite und spiele sehr ernsthaft mit dem Gedanken, wieder ins Bett zugehen und, zur Vermeidung weiterer gefährlicher Situationen, es nicht mehr zu verlassen.

Mein hoffnungslos übersteigerter Optimismus hält mich davon ab. Und ich angle vorsichtig nach der Packung Apfelmus und frühstücke. Aus der Packung ist es sich schlecht, deshalb (auch das stellt sich als fataler Fehler heraus) versuche ich, eine (!) Schale aus dem Schrank zu nehmen. Ich halte eine in der Hand und sämtliche verbleibende lösen sich aus dem Regal und poltern zu Boden. Wenn meine Mutter jetzt noch nicht wach ist, muss sie eigentlich schon fast taub sein. Mit konstantem „Scheiße, verdammte Scheiße“ auf den Lippen sammle ich alles ein. Ich widme mich wieder meinem Apfelmus und kann zumindest ohne weitere Unglücke frühstücken.

Auf dem Weg zur Arbeit schaffe ich es doch fast mit einem anderen Radfahrer zu kollidieren. Ein fast 6m breiter Weg animiert ihn dazu, von ganz links nach äußerst rechts die Spur zu wechseln. Ich bin schon nicht mehr in der Lage Verständnis aufzubringen und so überlasse ich ihm die Notbremsung und setzte meine Fahrt nach kurzem Gegrummel fort...

Kategorie: Fühlen