Freitag, November 18, 2005

Wie es ist alleine gute Stimmung zu haben

Weg sind meine Männer. Mit einem mitleidigen Blick entschwanden sie aus der Tür.

Nun lehne ich mich zurück. Es hätte mich wirklich schlimmer treffen können: Zusammen mit Jamie sitze ich auf der Couch. Gerade sind wir bei der Zeile
I look back onto my ordinary life
angekommen. So wie er das singt, klingt es fast so, als wäre ein Leben abseits des Trubel auch ganz nett. So sitzen wir nun hier. Auf meinem Gesicht ein Lächeln, ich bin ein wenig zufrieden.

Die zwei Drittel meiner Dreierbeziehung hören am heutigen Abend Phillip Boa.

Soeben war ich am Fenster. Es gibt Wohnungen, da brennt, ähnlich wie in meiner, auch Licht. Daraus schließe ich, dass ich kein Einzelfall bin. Es gibt also auch andere Menschen, die sich für gute Stimmung zu Hause am liebsten rechtfertigen sollten. Mit Nachdruck muss man dann behaupten: "Mir geht es gut" und "Es macht mir nichts aus".

Liebe Mitmenschen versteht doch, einfach mal bei einer schönen CD auf der Couch sitzen gibt einem manchmal mehr, als sich im Rhythmus von 200 Leibern mitzubewegen. Was die Sache noch besser macht: Dabei um euer Mitleid zu wissen :)


Donnerstag, November 17, 2005

Wie es ist Taschentücher zu verschenken

Entschuldigung, haben sie mal ein Taschentuch für mich? Ich sah von der Straße auf und vor mir stand ein Jugendlicher.

Irgendwie erinnerte er mich an die Fernsehbilder der letzten Tage. Ich musste an Paris denken und merkte wie mir ein Tropfen von den Haaren über die Stirn rann. Ein Stück kleiner als ich, Jeanshose im Baggystyle und helle Basketballschuhe (möge jemand kommentieren, wie die Schuhe mit dem verlängerten Knöchelansatz heißen) trug er. Die Haare waren vorne lustig nach oben gestylt und er hatte diese schöne karamellfarbene Haut. Ich blickte betroffen auf seine Schuhe und begann meine Taschen nach einem Taschentuch zu durchforsten.Fehlanzeige, dass einzige was ich fand, war, nun, sagen wir, war im vorigen Leben mal ein Taschentuch, heute nicht mehr als ein Fetzen Zellulose.

Ich presste meine Lippen aufeinander. Als stünde in seinem Gesicht die Erleuchtung geschrieben, fiel mir ein und sagte ich "Du hast Glück, ich war grade einkaufen". Ich zauberte ein Taschentuchpaket, dass zur Versorgung einer ganzen Fußballmanschaft gereicht hätte, heraus und begann daran herumzurütteln. Es öffnete sich aber nicht. Irgendwann war es dann brutal aufgerissen und ich hielt ihm freudestrahlend ein Päckchen entgegen. Ich schenkte ihm diese Päckchen, darauf bunte Blätter, wie Farbtupfen. Er bedankte sich höflich und ehrlich wie nur wenige Fremde "Danke" sagen.
Auf dem Rest des Weges wurde mir klar, wie passend das war: ein Päckchen Farbtupfer für den Farbkleks meines Donnerstags.

Kategorie: Wie es ist