Dienstag, Juni 05, 2007

Hard On: Gender Trouble Made in Cologne


Auf Gender-Debatten können ja mehrere Reaktionen kommen. Man kann sie beispielsweise zu trocken, verstaubt und verüberwissenschaftlicht finden oder aber einfach gelangweilt sein, ob der andauernden Wiederkehr dieses Themas. Notorischen Gender-Thema-Gegnern kann hier auch nicht geholfen werden, alle Anderen könnten begeistert oder verschreckt sein.

Wie eine Gender-Thematisierung musikalisch aussehen könnte, zeigen Hard On aus Köln. In bisher 3 Songs widmet sich das Trio vornehmlich dem, was sich im Idealfall anschließt, wenn man "hard on" ist. Der Name ist auch bei den einzelnen Songtiteln der drei Musiker Programm: "Lick It" oder "We Like Boys". Tabus? Tabus zu haben! Richtig, das hatten wir ja alles schon ein Mal.

Was als Novum auffällt: Diesmal geht es weder nur um Typen, die ihr bestes Stück in blonde, großbrüstige Frauen einführen (bzw. diese Vorstellung ekstatisch besingen), noch geht es ausschließlich um emanzipierte Frauen, die uns wissen lassen, wie sie sich ihren Traumtypen vorstellen und, dass sie sich diesen - jetzt auch wirklich - aussuchen können. Stattdessen - das suggeriert zumindest die Ansammlung aus "Tits, Dicks, Cunts, Eggs, Nuts, Clits..." - man muss alles gar nicht so schrecklich kompliziert machen. Bei Hard On versteckt sich keiner hinter dem Stereotyp des Heteros oder Homos. Gender-Spiele zum Anfassen. Sex ist Sex, Sex ist Musik, Musik ist Sex, Sex braucht Musik etc.

Und so singen zwei männliche Stimmen "We like boys/ who suck pussies", werfen sich kurze Zeit später im Wechsel die Passage "Shout loud/.../Serve/Rise/Nice size/Double Whopper /Cock Shopper/ Horny Bitch/ Motherfucker" zu. In "Lick It" nachvollziehbares Bett-Szenario: "Pussy makes some noise/Your head is full of choice". Im dritten Song "50 Cents"(nun mit weiblicher Begleitstimme) noch die Thematisierung von "Gangbang[s]" und "Homos", verpackt in einem Song, der fast cineastisch beginnt (aber durchaus auch politische Motive hat) und dem man durch das hektische, hingehauchte "I push when I come" plus dem Klingeln einer Barglocke ebenso schwer widerstehen kann, wie der Versuchung selbst.

Anstelle der schlecht gemachten 80er Jahre Aufklärungsfilmchen wünsche ich mir die Musik und die Texte von Hard On in den Aufklärungsunterricht.

Ob Hard On nun des Einzelnen Fall ist, muss man selbst entscheiden. Ich mag diese Art audiophilen Voyeurismus' sehr und wünsche mir weitere, musikalisch ungewöhnliche Titel. Kompliment auch für die neuen Photos auf der Website.
Eine Kostprobe für den engen Freundes- und Bekanntenkreis gibts auf der nächsten kleinen Mix-CD. Alle anderen Interessenten folgen dem Link.

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