Dienstag, September 26, 2006

Wie es ist in der Spergauer Linde zu essen

Viele Veganer sehen einer angekündigten Einladung in eine "echte" Dorfkneipe mit Schrecken entgegen. Ob die Sorgen berechtigt sind, kannst du im Folgenden Lesen.

Die Linde in Spergau genießt unter Fleischfressern einen guten Ruf; üppige Portionen und "solide" Gerichte (was nichts weiter heißen will, als dass es dort ordentlich Fleisch auf den Teller gibt).
Letztes Wochenende versuchte ich mit meinem Freund dort mein veganes Glück, in der Hoffnung ebenso solides gastronomisches Handwerk bestaunen zu dürfen.

Von außen wirkt das lokal ganz angenehm, auffallend war der sehr große Parkplatz und die Lage, die wohl jeder (mit allen weiteren Implikationen) als verkehrsgünstig beschreiben würde.
Die Getränkeauswahl war gut. Ebenso das Gesamtangebot an Speißen. Wenngleich man sich schon beim ersten Blick eine etwas einfallsreichere Auswahl gewünscht hätte. Ich will nicht sagen es war 0815 aber es war doch recht alltäglich. Vermutlich scheint genau das, jedoch das dörfliche Publikum zu schätzen.

Ich bestellte eine Brokolie-Cremesuppe die warm serviert wurde. Die Konsistenz war hervorragend, es war die erste Brokoliesuppe, die auch spürbar aus eben jenem Gemüse bestand.
Erste Punktabzug dafür, dass zu Suppe und Salat kein Brot gereicht wurde. Das erwartet man bei einem guten Restaurant und gehört zum Standard. Ebenso Standard sollte die Verwendung von FRISCHEN Kräutern in Restaurants sein. Auch hier Abzug für das Anrichten von Tomaten mit gefriergetrocknetem (!!) Basilikum.

Zum Standard gehören und sich inzwischen durchgesetzt haben sollte sich auch, das man Gemüseplatten nicht "Vegetarierplatten" nennen sollte. Schließlich heißt Geschnetzeltes nach Müllerin Art doch auch nicht "Fleischfresserplatte". Einen weiteren Abzug für diese diskriminierenden Fehlgriff.
Ja, was soll man über die Gemüseplatte als solche sagen? Sie steht leider in der Tradition vieler vegetarischer Gerichte, die man in Restaurants ohne genaue kulinarische Leitlinie geliefert bekommt. Meistens ist es eine einfallslos arrangierte Portion aufgetautes Mischgemüse (Romanesco, Brokolie, Blumenkohl, Möhre, Erbsen). Wie bei den meisten anderen, fanden auch wir eine wenig aufregende helle Soße an unserem Gemüse. Die Verwendung von Kräutern und Gewürzen geschah entweder sehr sparsam oder die verwendeten Zutaten waren nicht mehr in Ordnung; man schmeckte jedenfalls nicht viel.
Was unangenehm auffiel, war, dass wir mehrere dunkle, angegammelte, Teile von Gemüse auf unserer Platte fanden. Das war vermutlich der Indiz, dass es sich um eine fertige Mischung handelt und keiner unser Gemüse von Hand geputzt oder geschnitten hat.

Fazit: Es gibt schlechtere Restaurants, es gibt aber auch eine ganze Zahl besserer Restaurants für sowohl Vegetarier als auch Allesesser. Auch haben wir bei einem Preis von knapp 8 Euro pro Hauptgericht schon schönere, einfallsreichere und geschmacklich besserere Gerichte konsumiert.

Zwei Dinge sind daher nicht verwundlerlich; die Angst bei Veganern vor dem Besuch von Restaurants auf dem Dorf und der gute Ruf der Linde bei Allesessern.
Bei ersterem sollte betreiberseitig stark nachgebessert werden. Anregungen gibt es genug.

Kategorie: Wie es ist

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