Donnerstag, März 29, 2007

Die Musik zum Leben. Heute: Musik der Ferien

Okay, okay, ich korrigiere. Die Musik der vorlesungsfreien Zeit. Also schön, heute mit am Start:


  • David & The Citizens rocken schon mächtig. Kein Wunder, wenn man "the best music you've ever heard" macht, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Auf "Stop The Tape, Stop The Tape" gibts Schönes für Ohren und Herz. Nicht sicher, ob das nun eine CD für Verliebte ist oder nicht, aber Zeilen wie "I'm meant to dress you up in words" (bei "A 1000 Questions For You") und "just a few more blocks and then this good thing stops / but I never really had you" finde ich recht ehrlich und sprechen mir doch oft aus dem Herz. Der Emo-Style steht dem jungen Schweden auch recht gut. Er klingt wie der Kleine von Bright Eyes, hat aber seine Daseinsberechtigung abseits der Kopie (ist vielleicht irgendwie peppiger?).
  • Eisenhower betiteln ihr Album "The Slip". Ich musst zunächst an Unterwäsche denken... Wollen wir bei dem Bild bleiben, dann haben wir es hier mit einem ausgefallenen Herrenbody zu tun. Die Titel sind alle sehr lang, die Stimme kräftig und markant, die Schnittführung aufregend. Bei Singen machen sich Eisenhower Gedanken um die menschlichen Gefühlsprobleme, die wohl auch Ratten haben und beweisen mit "If One Of Us Should Fall" doch richtig Stärke und lassen uns bei "The Children Of December" mit der Zeile "I hold every person I meet like a treasure /I defend the ones I love to whatever the end is /And that's why I take it to you through the music /'Cause when the music's connected it's like everyone's protected" wissen, was ihr Anliegen ist. Und da gibts es keine Beanstandungen zu machen.
  • Destroyer (Ein-Mann-Band von/mit Dan Bejar aus Vancouver) mit den Alben "Streethawk: Seduction" und "This Night". Bowieesk, wie vermutlich einige weitere Alben in diesem Posting. Destroyer singt mit einer markanten, wenn vielleicht nach den Maßstäben der breite Masse, nicht unbedingt schönen (dafür aber sehr einzigartigen) Stimme Lieder von allen un- und denkbaren Dingen. Nehmen wir "Sublimation Hour" wo ich Kapitalismuskritik herausgehört habe, oder "Virgin With A Memory", wo er trällert "was it the movie or just the making-of?" und für mich die Umstände unserer Zeit besingt, in der man immer weniger wahrnimmt. Die zweite Platte "This Night" ist eher ein Verschnitt mit Bright Eyes, weniger rund, verlangt auch etwas mehr Disziplin beim Zuhören. Herausragend auf dieser CD: "The Chosen Few" (könnte sein, dass es auch dort um Kritik am gegenwärtigen Zeitgeist geht) und "Hey, Snow White" (in dem man die poetische Ader von Bejar bewundern dürfen. Wann klang Poesie zu letzt so schön?
  • Gatsby's American Dream mit "Gatsby's American Dream" fand ich ja thematisch wieder genial. Musik die gegen die Praktiken des Musikbusiness ansingt (nicht wahnsinnig neu, aber funktioniert halt). Die Botschaft kommt im Text in mit Percussionbegleitung, die dem Ganzen noch richtig Pepp verleiht, recht eindeutig rüber. Künstler: die Guten. Labels: die Bösen. Dennoch, GAD sind eine Wucht und der Lead-Sänger hat es drauf (ich steh auf seine Stimme ;-).
  • Joseph Arthur liefert mit "Nuclear Daydream" ein geschmeidiges Pop-Album an dem nicht viel zu beanstanden ist. Eingängige, schöne und doch nicht billige Songs zu denen er unser aller Ohren mit Zeilen wie "Automatic Situation / Whom to blame?" verwöhnt. Was mich minimal gestört hat, war der religiösen Bezug bei "Don't Give Up On People". Zwiespältig stehe ich "Woman", ein Song, der an sich sehr schön ist, aber mit seinem ständigen Frauen-Bezug nervt - ich ziehe geschlechtsneutrale Songs über das Vermissen vor.
  • Bei Loop Gurus "Possible Futures" geht es instrumentell zu. Vorstellen muss man sich einen elektronischen Mix aus musikalischen Elementen aller erdenklichen Weltregionen. Da kreischt hier etwas, das klingt als riefe ein Aborigine im Trance, an anderer Stelle hört man etwas, das klingt wie das Glucksen eines Frosches in den Tropen und immer so weiter. Eher was für eine Clubnacht und mit Sicherheit nichts für an bestimmte Musik gewöhnte Ohren.
  • Nun Matmos mit "The Rose Has Teeth In The Mouth Of The Beast". Ein Konzeptalbum, Juchee! Worum gehts? Ein Künstlerduo aus San Francisco (die ersten ahnen wohin der Hase läuft) setzt ausgewählten homosexuell liebenden Personen des öffentlichen Lebens ein musikalisches Denkmal für Clubnächte. Nicht sicher, ob man die ganze CD am Stück ohne Alkohol- oder den Konsum anderer Genussmittel ertragen kann, durchaus hörbar ist die Hommage an "Joe Meek".
  • Die Sehnsucht nach Meer, hat bei mir Minotaur Shocks "Maritime" anlanden lassen. Ein elektronisches Album, dass sich hier mal beim Jazz bedient, an anderer Stelle auch mal einen Dudelsack imitiert. Für die Thematik Meer kommt das Album stellenweise recht flott daher, "Vigo Boy" beispielsweise, wäre für mich beinahe die Begleitmusik einer Autoverfolgungsjagd und nicht der Titel den ich unbedingt mit Meer assoziieren würde. "Mistaken Tourist" hingegen, versinnbildlicht für recht klassisch das immer wiederkehrende Anlanden der Wellen am Strand an einem wolkigen und doch warmen Tag. Der Rest der Titel ist eher so lala, nicht schlimm wenn man sie hört, aber es fehlt einem auch nicht wirklich etwas, wenn man es nicht tut.
  • Etwas anders ist es da bei The One AM Radios "A Name Writ In Water". Das wäre für mich fast noch eher das Album für einen warmen Tag am Meer, in der Ferne ein Gewitter aufkommen sehend. Da singt einer eigentlich völlig unspektakuläre Songs, die von einer Gitarre, die gezupft wird, begleitet werden. Ab und an mal ein Echo aus dem Synthesizer oder ein Percussion-Element. Diese CD ist so schön traurig, dass ich nach dem dritten Titel erleichtert war, als es musikalisch auch wieder ein wenig, naja, fröhlich wäre übertrieben, sagen wir stattdessen, neutraler wurde. Textlich gehts ums Altbekannte: Glück, Liebe, Verlust, Trauer im eigentlich schönen Sound eines Sommertages.
  • Komplexer wird es mit Sunset Rubdowns "Shut Up I Am Dreaming". Wie für mich gemacht (ich überlege den Spruch auf ein Shirt zu drucken). Hier singt Spencer Krug. Nein, er träumt. Und wie in einem Traum klingt die Musik. Entrück und doch gegenständlich, die Texte in Bildern verschachtelt, die sich beim Hören scheinbar plötzlich für kurze Zeit einem öffnen. Doch meistens zu kurz um die Erleuchtung nieder zu schreiben. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn außer "They Took A Vote" kann man alle Titel immer wieder hören. Die grandiose Menge an Instrumenten und die Gesänge erinnern ein wenig an Arcade Fire, sind aber doch nicht so recht vergleichbar. Ganz wichtig daran: Spencer Krug hat Recht: "And I’ve heard of pious men /And I’ve heard of dirty fiends /But you don’t often hear /Of us ones in between".
  • Swan Lake begeisterten mich nachhaltig mit "Beast Moans" und selbst nach unzählbar vielem Durchhören kann ich nicht in Worte fassen, was man da hört. Die Besetzung aber könnte helfen: mit dabei sind Spencer Krug von Sunset Rubdown und *Überraschung* Daniel Bejar von Destroyer. Naja, und dementsprechend klingt das dann auch. Super-poetische Texte und über-Bowieeske Musik, roh, stürmisch, aufwühlend: passionate. Gitarren, Trommeln, Posaunen wechseln sich mit zarten Triangeln ab! Grandios auf der CD: "Nubile Days " ("Nubile days are the days that stay" - hach, wie wahr), Bluebirds (für die auftretende Instrumente) und "Are You Swimming In Her Pools?" (als Gesamtkunstwerk).

Hoffentlich beim nächsten Mal: Lush, The Kooks, Sigur Ros, Dadi und einige mehr.

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