Dienstag, Mai 30, 2006

Frühlingsgruß für Audiophile

Es gibt Musikgruppen und Musikgruppen. Solche und solche. Viele sind ganz gut, nur wenige transportieren aber das, was Lieder unvergesslich oder einzigartig macht.

Zugegeben, manche Titel brauchen einige Male des Hörens bis sie sich einem erschließen oder werden mit jedem Abspielen ein wenig besser.
Hier nun meine Neuentdeckungen in alphabetischer Abfolge:

Brazilian Voices: Klingt vom Titel her zunächst nach einer billigen Compilation, hat es aber in sich. Nicht nur das Brasilianisch (ich sag nur: noit[sch]e, [sch]ent[sche]) ist so famos, dass sich mir wohlig die Nackenhaare aufrichten, auch die Instrumentalisierung finde ich hervorragend gelungen. Mit der CD kann man, sofern man sich auch für ruhigere (oftmals chorale) Arrangements erwärmen kann, nicht viel falsch machen. Herausstechen wohl "Aquarela Do Brasil" und "Samba De Uma Nota So".

Eliott Smith: liefert für mich mit "Speed Trails" das wohl musikalisch und textlich nachdenklichste, kraftvollste Musikstück (die Drums, Junge, Junge..). Genial sind auf der Platte auch noch "Say Yes" und "Cupids Trick" als auch "Rose Parade". Irgendwo laß ich: "If you don't like Eliott Smith then you probably don't like songwriting at all".

Volovan: Ist meine spanischsprachige Platte schlechthin im Moment. Seit einer Woche ständig am Hören und jedesmal ein wenig mehr verzückt. Die Mexikaner zeigen, dass guter Pop nicht nur aus englischsprachigen Ländern kommen muss. Im Gegenteil, wären sie bekannter, könnten sie durchaus im oberen Feld der Hitparaden mitspielen. Meine persönlichen Toptitel der CD "Suave" sind: "Flor Primaveral", ein kraftvoller Opener, genau das richtige für den Frühling. Besonders ansprechend ist auch "Violines", ein Song, der wohl gut mit "suave" umschrieben ist. "Lindo" sticht auf dem Album durch seine rohe Machart hervor, klingt sehr real und man möchte meinen, man sitzt gerade bei einer Probe mit im Studio.

Jetzt kann der Sommer kommen!

Kategorie: Schönfinden

Donnerstag, Mai 25, 2006

'Mensch ärgere dich nicht'-Menschen

Sehr, sehr lange habe ich nach einer geeigneten Bezeichnung für eine spezielle Kategorie Mensch gesucht: sie wirken meistens schon aus der Ferne total interessant, man glaubt, diesen Menschen unbedingt kennenlernen zu wollen. Irgendwann stellt man doch plötzlich fest: war gar nicht so doll!

Diese Woche bekam ich endlich die Bezeichnung geliefert, die auch so herrlich einleuchtend und erfrischend wahr ist. 'Mensch ärgere dich nicht'-Menschen, sind Menschen, bei denen man bei der ersten Begegnung glaubt, man müsste sie/ihn sofort heiraten. Schnell stellt sich aber raus, die Person ist längst nicht so schillernd, längst nicht so atemberaubend oder genial wie man dachte. Und so sagt man sich: Mensch ärgere dich nicht! Ist eigentlich froh, dass man sich eventuelle endlos scheinende Stunden in Gesellschaft oder aber pausenlose SMS-Bombardements gespart hat.

Jaja, so etwas nennt man Menschenkenntnis - MÄDN-Menschen ist wohl aber der orginellere Ausdruck!?

Kategorie: Denken

Donnerstag, Mai 18, 2006

ILA 2006 Review

Ein Fest der Giganten - ohne die Hauptakteure *g*
Nein, sieht man vom Fehlen des A380 an meinem Besuchstag der Messe ab, so war der Tag, sieht man erneut vom andauernden Regen ab, sehr nett. Man muss halt bestimmte Dinge ausblenden können. *lacht*. Herzlichen Dank auch an meine ungeheuer gutaussehende, gebildete und sympathische Begleitung. Wann sehen wir uns wieder? :)

Nichtsdestotrotz nun die Bilder.






Kategorie: Bilder

Montag, Mai 15, 2006

Wie es ist zu verunsichern

Ich liebe Bahnfahrten! Fährt man über Land und hat keine Menschen außerhalb des Zuges, hat man sie doch zumindest um sich herum, im Abteil. Menschen zu beobachten zählt sicher zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Interessante Menschen (wollen wir sagen "Männer"?) zu beobachten ist damit die Deluxe-Version meines Hobbys.

Heute pendelte ich wieder. Schon beim Einsteigen fiel mir auf, da sitzt jemand sehr interessantes. Manchmal verrennt man sich ja dann in gewisse Sachen. Man neigt dazu, seinem Gegenüber anzudichten, er müsse einen doch auch interessant finden oder zumindest den Blickkontakt wünschen. Tat er aber nicht.

Wie für ein Kleinkind, ist es auch für mich die schlimmste Strafe, ignoriert zu werden. Dabei war alles so perfekt. Er, ein sehr ebenmäßiges Gesicht, mit Geschmack gekleidet, Schuhe passend zur Hose und nur wir beide im Abteil. Ich, hin und weg, versuche den Anschein zu wahren, denke mir aber, er könnte jetzt auch mal'n Signal aussenden. Dann tut er das Unmögliche: Holt sein Handy raus und fängt es an zu putzen. Ts, war ich pikiert. Ich meine, da macht einem'n schicker Typ (ICH-ICH-ICH!!) mit Blicken Komplimente, da ist doch das Letzte, was ich raushole, mein Mobiltelefon - oder nicht?

Jetzt bin ich total verunsichert: Hätte auch auf einer 9-stündigen Bahnfahrt aus uns beiden nichts werden können? War ich zu offensiv? War er verpartnert und monogam lebend? Bin ich nur schwanzgesteuert? Wie kommt er eigentlich dazu, völlig unvorhergesehen (nämlich garnicht) zu reagieren und mich aus'm Plan zu bringen?

Jetzt geh ich meine Taktik optimieren, 'Nacht!

Kategorie: Wie es ist

Sympathien hegen

Es ist schon sehr befremdlich. Neulich brachte ich große Sympathien für meine Stadt auf.

Eine Frau lief schimpfend den Gehweg auf einen Stock gestützt entlang. Im Monolog regte sie sich zunächst über den schlechten Zustand der mit Katzenköpfen (das ist ein Kopfsteinpflaster, nicht dass jemand auf falsche Gedanken kommt) gedeckten Straße auf. Dabei stocherte sie frustriert in die Nieschen des Pflasters und klopfte mit ihrem Stock darauf herum.
Ihre Aufführung gewann an Schwung, als sie sich lauthals fragte, warum sie ausgerechnet hierher gekommen ist. Halle verwünschend verfluchte sie den Tag und ich dachte mir, es gibt wohl schlimmere Orte an denen man wohnt. Okay, es gibt allerdings auch nicht wenige schönere Orte ;-)

Kategorie: Fühlen

Mittwoch, Mai 10, 2006

Schattensitzer

So viel wurde über unsere jungen Männer schon geschrieben. Sie seien Gewalttäter und rauhe Burschen oder Machos. Was soll ich dazu schreiben? Die meisten Jugendlichen scheinen genauso am allerwenigsten zu sein.

Die Jungs sind nicht nur Schattenparker, nein auch im Park sind sie Schattensitzer.
Meine heutigen Observationen würden wohl in folgender Form polemischen Eingang in die große deutsche Boulevardzeitschrift finden:
Jeder (oder vielleicht in der Korrekturmeldung: jeder zweite) Jugendliche hat Angst vor Sonne.


Halle. Langzeitbeobachtungen haben erwiesen, jeder (zweite, Anm. d. Red.) männliche Jugendliche hat Angst vor natürlichem Sonnenlicht. Gemäß der in Auftrag gegebenen Studie sonnen sich 15- bis 25jährige lieber in Solarien als unter freiem Himmel. So kann es nicht verwundern, dass Solarium überbräunte Personen in langem Shirt unter Bäumen Zuflucht suchen, während ihre weiblichen Altersgenossen sich in der Sonne räkeln [aufreizendes Motiv in der Seitenleiste]. Eigenen Angaben zufolge, findet es ein Großteil der Befragten einfach "uncool", "mega out" oder "öko" sich natürlich zu bräunen. Und so sitzen sie lieber verkümmert und in sozialer Isolation fernab ihrer FreundInnen, gelehnt an den Stamm großer, Schatten spendender Bäume.

Liebe Jungs, kommt wieder zur Vernunft, Frühling passiert nicht im Solarium, andere Körper bedürfen im Schatten leider keiner hingebungsvollen Sonnencremeaplikationen und (wohl am wichtigsten) Schattensitzer haben das selbe Image wie Schattenparker. (Diese Zuschreibung fänd ich persönlich eher weniger erstrebenswert...)

Kategorie: Denken

Freitag, Mai 05, 2006

Wie es ist ein Spielverderber zu sein

Wo soll das alles nur noch hinführen? Es gibt nichts, was in den letzten Wochen nicht auch zum WM-Hit wurde. Ein paar Beispiele?

Da waren die unzähligen, in Form und Ausführung jedoch gleichermaßen unvollkommenen Maskottchen, über die ich als notorischer Fußballgegner immer noch hinwegsehen konnte (wenngleich manche schon als Verletzung des guten Geschmacks gelten mögen). Da waren die mehr oder weniger nachvollziehbaren Verknüpfungen von Tischfass und PVC-Fußball im Miniformat oder aber die Schokoladenpralinen, denen jetzt ein gefüllter Schokoladenfußball (also nichts anderes als eine runde Praline) beiliegt. Nicht zu vergessen, das Fußballeis (welches sich rein äußerlich, und von der Umverpackung schließe ich, es dürfte bei der Süßspeiße ansich nicht anders sein) nicht besonders rund daher kommt. Vielmehr erinnert es mich an eine gewöhnliche Eistüte. Das darf ich aber so nicht sagen, dann werde ich gleich als WM-Gegner stigmatisiert.

Für den echten WM-Fan gibt es neben unzähligen weiteren Schlüsselbändchen, Bierkrügchen und anderen esentiellen Ausrüstungsgegenständen, WM-Angebote bei führenden Elektronik-Discountern und Kaffeeröstereien.

Was mir fehlt? Die Anti-WM-Angebote! In der veganen Tradition verschließe ich mich dem runden Leder. Stattdessen möchte ich allen interessierten Lesern vorschlagen, wir spielen auf der Straße mit bunten Glasmurmeln, trinken Karottensaft und knabbern Smørrebrød. Wir suchen die jeweils am lautesten jubelnden Fans der Straße auf, sagen was wir davon halten und durchtrennen mit hochwichtiger Mine das Netzkabel aller Rundfunkgeräte in der Wohnung. Ist die Mehrheit aller Haushalte der Straße ohne funktionierende Rundfunkgeräte und 90 Minuten noch nicht vorbei, haben wir gewonnen und können noch bis Mitternacht zu Smørrebrød und Murmeln zurückkehren. Falls nicht, müssen wir es sicher in der Folge mit militanten Fußballfans aufnehmen...

Kategorie: Wie es ist

Dienstag, Mai 02, 2006

Veränderung

Auf die Frage
Würden Sie sich vorrangig einer Gruppe nach sexueller Ausrichtung zuordnen?
habe ich mit "Nein" geantwortet. Über die Deaktivierung meines Profils denke ich auch schon länger nach. Seit einer ganzen Weile passen wir, die schöne schwule heile Welt und ich, nicht mehr zusammen. Schade, dabei hatten wir so "unendlich viel Spaß" zusammen.

Unser, wenn gleich auch nicht verheißungsvoller Beginn muss wohl vor 5 Jahren gewesen sein. Von da an zahllose sprachlosmachende Momente, unaufgefordert gezeigte (Selbst-)Bildnisse und leichtfertige Bekenntnisse.
Alles war so schön aufgeräumt, Brüche gab es kaum.

Es gab schwul und dann, ja dann gabs da draußen auch noch die Anderen. Das Andere war anders; war hetero, war dick, war dünn, war klug, war dumm, war unbequem. Wir waren drin, alle andere draußen. Drin war es warm, aufgeräumt (die meisten sahen aus wie alle anderen von uns auch), Probleme hatten wir nie, sei denn die Haare waren nicht perfekt (grooooßes Problem!!). Hinter der rosa Brille zog die Welt so vorbei; Gewalt, aufkeimender Rechtsradikalismus, Klimaveränderungen und Armut interessierten die meisten nicht weiter - sind auch denkbar ungeeignete Themen für nen unbeschwerten Abend, das gebe ich ja zu.

Und plötzlich merkte ich: Bist gar nicht drin sondern draußen. Die Welt ist nicht rosa, die wenigsten Probleme schwulenspezifisch und deine Selbstsicht nicht in erster Linie schwul, dein Alltagslook nicht der des Latexfreaks, der attraktive Typ gegenüber ein Mensch, nicht nur heißer Body mit süßem Face. Die immerwährenden Offerten zu Sex sind Ausdruck gesteigerter Langerweile und oftmals trauriges Selbstbekenntnis uniformer Lifestyle-Opfer.

Ich wollte daraufhin schreien, doch kaum jemand hört zu. Die sind beschäftigt mit ihrem kümmerlichen Selbst.
Fällt man durchs erste Raster oder lässt man sich nicht einordnen ist man für die Masse gestorben.

Für die meisten Schwulen bin ich, sobald ich mich artikuliere befremdlich bis hin zu angsteinflößend. Die meisten Leute der schönen heilen schwulen Welt sind mir suspekt, unverständlich, oberflächlich, ja, meist unsympathisch. Die schöne schwule heile Welt ist nicht und ich bin nicht sie. Sie ist ein falsches Konstrukt, repräsentiert unzureichend die Facetten, ist Schutz vor allen unbequemen Belangen und maximal ein schlechter Hort, aus dem es sich lieber gestern als heute gilt wieder zu emanzipieren.

Was ich dann bin? Wieder ein Stück weiter und sehr froh über die gewonnene Zeit.

Kategorie: Denken