Samstag, Dezember 15, 2007

Mixtape auf CD 12/2007


Bluebells (21 Tracks, 79:07)

01. "The Man Who Came To Stay" - Babyshambles (Killamangiro, 2004) 3:50
02. "Waltz #1" - Elliott Smith (XO, 1998) 3:22
03. "Para el fin del mundo o el año nuevo" - Lhasa (The Living Road, 2003) 4:23
04. "Your Worst Is The Best" - I Love You But I've Chosen Darkness (I Love You But I've Chosen Darkness, 2003) 4:01
05. "Brazil" - Arcade Fire (Rebellion (Lies), 2005) 3:54
06. "Punk Is Dead" - Jeffrey Lewis (12 Crass Songs, 2007) 2:57
07. "Several Thousand Years Of Talking Nonsense" - The Crimea (Secrets Of The Witching Hour, 2007) 3:21
08. "Með Blóðnasir" - Sigur Rós (Takk..., 2005) 2:17
09. "Sunshowers" - M.I.A. (Arular, 2005) 3:16
10. "The Tide That Left And Never Came Back" - The Veils (The Runaway Found, 2004) 3:08
11. "I Will Kill Again" - Jarvis Cocker (Jarvis, 2006) 3:47
12. "I Love Lovely Chinese Gal" - White Whale (WWI, 2006) 3:30
13. "Cherbourg" - Beirut (The Flying Club Cup, 2007) 3:33
14. "Purificar O Subaé / Cantiga Para Janaína (2)" - Maria Bethânia (Brasileirinho, 2004) 3:30
15. "Cigarettes And Chocolate Milk" - Rufus Wainwright (Poses, 2001) 4:00
16. "Dog Shelter" - Burial (Untrue, 2007) 3:03
17. "Bananas" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007) 5:06
18. "Bluebells" - Patrick Wolf (The Magic Position, 2007) 5:14
19. "What's So Strange?" - The Mary Onettes (Lost, 2006) 3:18
20. "Little Drummer Boy" - Low (Christmas, 2000) 4:52
21. "Cold White Christmas" - Casiotone For The Painfully Alone (Daytrotter Session May 15, 2006) 4:45

Aus dem Booklet:

1.Den Opener am Ende des Jahres machen die Babyshambles mit The Man Who Came To Stay, Und es fällt mir kein Bisschen schwer zu sagen, dass ist mein Lieblingssong der letzten Wochen. Kommt von der Single aus Down In Albion, falls jemand noch keinen Weihnachtswunsch oder Geschenk für Mama oder Papa hat...

2.Vielleicht ist wirklich etwas dran, wenn Joey Goebel schreibt: Genies müssen leiden. Elliott Smith rechne ich zu den begnadetsten Songwritern und tragischsten Interpreten unserer Zeit. Nach einem sicher intensiven (im Guten wie im Schlechten) aber kurzen Leben verstarb Smith 2003 und hinterließ seine großartige Musik. Waltz #1 vom 1998er Album XO.

3.Para el fin del mundo o el año nuevo ist eigentlich purer Zufall. Denn: Lhasa de Sela hatte schon mehrfach beschlossen, es mit dem Musikmachen bleiben zu lassen. Erst fuhr die kanadische Amerikanerin mit polnisch-französisch-spanisch-libanesisch-schottisch-russischer Abstammung in einem umgebauten Schulbus durch die Staaten, dann ging sie nach Montreal um in Bars zu singen und schließlich hatte sie davon auch genug und begab sich in einen Circus nach Frankreich. Dann bleiben wir wohl auch mal schön in Bewegung im año nuevo.

4.I Love You But I Have Chosen Darkness sind eine ganz charmante Gruppe aus Texas und wer hätte gedacht, dass Sachen aus Texas auch mal so erfreulich sein könnten? Von der selbstbetitelten EP habe ich Your Worst Is Your Best ausgwählt, weil mein Lieblingsspruch von V. Huidobro "Entwickle deine Schwächen, sie sind der interessanteste Teil deiner Persönlichkeit" ist und der Titel ja gewissermaßen die Kurzform davon ist.

5.Wie viel Kitsch darf es denn jetzt gerade sein? Weihnachten ist ja auch ein Ereignis dem irgendwie Pathos, Tradition und zuweilen auch Kitsch innewohnt. Aus diesem Grund und aus meiner Brasilien-Faszination heraus, habe ich das unübertreffliche Brazil von Arcade Fires Rebellion (Lies)-Single ausgesucht. Und ist Kitsch nicht auch manchmal schön? Hm?

6.Schwierige Überleitung - versuchen wir es mal: Jeffrey Lewis ist ja seit der Punk On The Lower East Side-CD den meisten ein Begriff. Nun hat der junge Mann sich hingesetzt und ein Album mit 12 Crass-Songs aufgenommen. In Punk Is Dead besingt er das Ende des Punk und weil das so schön kritisch ist (sich auch auf die Konsumweihnacht, welche die Wirtschaft gerne hätte, dass wir sie leben, beziehen lässt), hat es den Weg auf dieses antikapitalistische, weil verschenkte, Weihnachtsalbum gefunden :-)

7.Antikapitalistisch waren auch The Crimea, sie haben ihr Album Secrets Of The Witching Hour spontan mal im Sommer dieses Jahres verschenkt. Und weil mir soviel Generosität ungeheuer imponiert, verschenke ich Several Thousand Years Of Talking Nonsense daraus ganz einfach weiter. Texthören lohnt sich auch hier.

8.Im Gegensatz zu Sigur Rós' Með Blóðnasir, denn hier geht es weniger um das textliche "oh oh oh woho" sondern um die Instrumente. Das könnte so der kleine Lückenfüller zwischen Weihnachtsschmaus und Kaffeetrinken am zweiten Feiertag sein. Da tut etwas Abwechslung eh meistens Not...

9.Mit M.I.A.s Sunshowers (großartiges Video) kann man gleich weiter tanzen. Eine faszinierende Engländerin aus Sri Lanka, ihr Vater ist in den Tamil Tigers organisiert, glaube ich, macht eine Art Ethno-Irgendwas. Jedenfalls sehr interessant und schon vorgemerkt für meine nächste Spezial-CD. Übrigens: MTV hat sich wegen der Zeile "Like PLO I won't surrender" geweigert, den Song zu senden. Naja, hätte sich halt auch als recht kritische Ausnahme zwischen den Klingeltönen und Date My Ex-Girlfriend-Shows nicht so gut gemacht...

10.Ich persönlich würde mir dann wünschen, dass genau diese Shows auf The Veils The Tide That Left And Never Came Back davonschwimmen. Leider kann man nicht alles haben, aber The Runaway Found (2004) kann man durchaus besitzen oder an Mamas, Neffen oder Brüder verschenken.

11.Hehe, für die Festtage habe ich auch etwas (pseudo-)besinnliches ausgesucht: In I Will Kill Again singt Jarvis Cocker von der unerträglichen Leichtigkeit des Daseins als Mitglied der Mittelklasse - denke ich jedenfalls. "'cause given half the chance I know I will kill again" klingt musikalisch so hübsch verpackt gar nicht mal schlimm, da schwingt sogar die Tante beim Kaffee ganz unbewusst mit. Ja, Musik ist nicht zu unterschätzen.

12.White Whales I Love Lovely Chinese Gal finde ich faszinierend. Sehr mag ich dieses chorgleiche Arrangement und den Hall. Ich weiß nicht genau, was das chinesische Mädchen mit Weihnachten zu tun haben könnte aber über diese inhaltliche Schwäche bitte ich hinwegzusehen.

13.Was könnte man nicht alles über Beirut schreiben: Zach Codon als junges Genie, Beiruts Stil als ungewöhnliche Mischung von Folk, Pop und Weltmusik. Das alles ist ja ganz nett, aber mich beeindruckt am meisten, dass er das ganze allein macht, der Typ ist 21! Da habe ich in meinem Zivi-Kindergartenkeller gesessen. Jetzt aber keine Kellermusik, Bühne frei für Cherbourg und die herrlichen Balkanklänge.

14.Land des Klangs? Klar, Brasilien! Auf ihrem 2004er Brasileirinho ("Brasilianerchen", geht einfach nicht, Deutsch hat keine ernsthaften und schönklingenden Diminutive...) singt Frau Bethânia viel über die schwarze Kultur Brasiliens und rezitiert an manchen Stellen auch Verse von Vinícius Moraes. Noch etwas Chor und ein paar Worte afrikanischen Ursprungs dazu und fertig ist Purificar O Subaé / Cantiga Para Janaína (2).

15.Was haben die Scissor Sisters, Elton John und Rufus Wainwright gemeinsam? Ehm, ja, genau, die machen auch alle Musik. Egal, bleiben wir bei der Musik. Ich gestehe, ich bin im Rufus-Wahn. Ich kann leider gar nichts dagegen tun. Nicht genug, dass er hervorragende Texte singt, nein er hat auch noch Ausstrahlung. Zum Ende des Jahres hören wir, wie er über (s)eine problematische Zeit mit vielen Parties, vielen Drogen (Crystal Meth), Zigaretten und eben Schokomilch singt. Cigarettes And Chocolate Milk - einer meiner liebsten autobiographischen Songs.

16.So, Licht bitte aus. Überhaupt nicht weihnachtlich kommt Burials Dog Shelter daher. Aber die CD kann nicht nur harmonisch dahinwabern. Für Dub-Step-Kontraste sorgt der Unbekannte (kein Photo von dem zu finden und nur 5 Leute in seinem Bekanntenkreis wissen, dass er Musik macht & seit Wochen die alternativen Hitlisten anführt) und macht Weihnacht mal "anders". Übrigens, Untrue ist ein großartiges Album mit dem man die geschmacksverirrte Techno-Compilation-Generation läutern könnte.

17.Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber Weihnachten habe ich eigentlich schon immer keine Lust mehr auf Citrusfrüchte. Man hat ja praktisch seit Ende Oktober Apfelsinen, Clementinen und Mandarinen ohne Unterlass zu verzehren. Und wo wir auch bei Kontrasten waren, gibt es nun Hard Ons Bananas für euch zum Fest. Sind Bananen eigentlich Früchte der Liebe..?

18.Heute hört meine CD etwas eher auf. Es gab einen Song, von dem ich seit dem Frühjahr wusste, dass er auf diese CD kommen würde: Bluebells. Es ist gleichzeitig auch ein Künstler, den ich vermutlich auch sehr vermissen werde. Geht mit Patrick Wolf ("I'm goin' nowhere fast") ins neue Jahr, jedoch nicht

19.ohne euch zu fragen: What's so strange [about us]? Und offengestanden, so schön traurig wie The Mary Onettes singt niemand. Deshalb ist es auch völlig unerheblich, ob oder wie komisch ihr meine zwei letzten Weihnachtssongs findet. Sicher ist jedoch, mir hat es viel Vergnügen bereitet

20.Lows eigenwillige Little Drummer Boy-Interpretation und

21.Casiotones traurig-schönes Cold White Christmas herauszusuchen.

Frohes Fest und bleibt mir gesund!

Mittwoch, Dezember 05, 2007

So funktioniert Aids-Aufklärung in Brasilien

Im brasilianischen Fernsehen läuft gegenwärtig eine Aufklärungskampagne in Sachen Safer Sex.
Hier mal die zwei Clips mit kurzem Kommentar.

Folgendes Setting: Töchterchen, welches mit der rüstigen Mutti zusammenlebt, stürzt aufgeregt zur Tür und empfängt den - zugegebenermaßen ja wirklich niedlichen - neuen Freund. Leidenschaftliche Küsse, Mutti, bisher ganz vertieft in televisão, horcht bei so viel Emoção auf und wirkt etwas verärgert über das zur Schau gestellte Liebesglück. Prompt muss das Töchterchen den Kleinen vorstellen (winkt freundlich, vgl. Bild) und Mutti fragt prüfend: "Dein neuer Freund, ja?". Die Tochter (völlig logisch bei ner Mutti, die die Hosen an hat) lässt sich natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen und stellt gleich klar: "Er wird heute Nacht hier schlafen".
Darauf springt Mutti auf und meint wild gestikulierend: "Moment, mein Kind. Da habe ich doch etwas für dich." und kramt aufgeregt in ihrer Handtasche.





Und natürlich, in der Handtasche einer Frau findet sich für wirklich jede erdenkliche Situation das Passende. Mama hat selbstverständlich ein Kondom in petto, welches sie wohlmeinend der Tochter reichen möchte (s. Bild).
Dessen aber nicht genug, die Birne fällt nicht weit vom Stamm, denn das Töchterchen meint nur gelangweilt: "Habe ich doch selbst dabei."
Die beiden verschwinden zur Tür hinaus und ins Bild tritt eine brasilianische Sängerin (Popstar) und bringt noch die Moral von der Geschicht: "Du kannst nicht erwarten, dass alle so gut vorbereitet sind, deshalb sorge selbst für deinen Schutz".





So, der zweite Clip ist eigentlich noch konstruierter (aber deshalb auch noch witziger).
Das Setting ist ungefähr so: konservative Kleinfamilie mit einem Kind, Papa spielt SuDoKu oder guckt auch televisão, Typ Handwerker oder Installateur, die Mãe (eher untergeordnete Rolle) sitzt am PC oder tippt irgendwas auf ner Schreibmaschine. Im Hintergrund packt der Sohn seine Sachen und meint "Ich geh jetzt mal.". Wie sich das gehört, drückt er seinen beiden Erzeugern einen Kuss auf die Wange (s. Bild).
Worauf Mutti besorgt fragt "Hast du etwas, um dich zu schützen, mein Junge?".







Der schwule Sohn (auch wirklich hübsch, Lob an die Casting-Agentur, mal kein schwuler Stereotyp sondern wirklich mal ganz lebensnah gezeichneter Charakter) ist verdutzt (s. Bild, steht perplex da). Jetzt kommt auch noch Papa wieder ins Spiel und verschlimmbessert (Handwerker!) die Situation. Mit dem Charme eines Oberlehrers sagt er: "Nimm es mal lieber mit, du weißt nie ob dein Freund eines hat oder nicht."
Der Sohn, völlig überrumpelt, nimmt das Kondompäckchen, packt die letzten Sachen in seine Tasche und flitzt zur Tür hinaus.
Jetzt kommt wieder Negra Li (der Popstar) ins Spiel und bringt die Moral.
Mit soviel Verständnis hat der Sohnemann natürlich nicht gerechnet und prompt platzt er nochmals in die Szene und schnappt sich aus ihrer Hand das vergessene Kondompäckchen.

Ich hatte gleich folgenden Gedankengang:
  • Gibt es nun eine Art Outingwelle in Brasiliens (doch gar nicht so) konservativen Kleinfamilien? Denn das hier war ja quasi eine Art Schulfilm. Man könnte, wenn man denn in die Situation käme, wo man meint, sich jetzt outen zu müssen, einfach diesen Film anmachen und dann sagen: "So, Mama, Papa, ich geh' dann mal, ihr wisst ja wohin.".
  • Und nicht ganz ohne Neid: Warum musste ich während meiner Schulzeit immer schlechte und auch noch ausschließlich heterosexuelle Aufklärungsfilme ansehen?
Achso: Ministério de Saúde

Montag, Dezember 03, 2007

Maschinen können eben doch nicht immer Menschen ersetzen


Ja, die Magdeburger Volksstimme. Automatische Content-Management-Systeme haben halt den Nachteil, dass sie über kein Stilempfinden verfügen. Hätte man hier mal einen Menschen drüberschauen lassen, so hätte der sicher Folgendes angemerkt:
  • Schwarzafrikaner: Kann mal jemand den Eurozentrismus abstellen oder schreiben wir zukünftig auch von Weißeuropäern (die man immerhin 63 Mal im Netz findet)? Oder muss man dem durchschnittlichen Magdeburger "Schwarzafrikaner" präsentieren um ein Abgrenzungsmoment zu provozieren?
  • Bild des Tages: Schwarz und Weiß: Grober Fehler! Muss denn das Bild des Tages angesichts der aktuellen Meldung über "Schwarzafrikaner" unbedingt "Schwarz und Weiß" heißen?

Sonntag, November 25, 2007

StudIP-Kuriositäten


Das ist wunderschön: Herr S. lädt seine Teilnehmer in den "eigenen Garten" (welcher für den Anlass noch nicht gebucht ist) ein. Lieber Herr S., Sie machen aus der Uni wieder etwas Privates. Danke! :-)

Donnerstag, November 15, 2007

Mixtape auf CD 11/2007


More than this
(22 Tracks, 81:51)

01. "Raining in Paradize" - Manu Chao (Nacional Records eMusic Sampler 2007/2008, 2007) 3:43
02. "The Plot" - White Rabbits (Fort Nightly, 2007) 3:33
03. "Andy Warhol" - David Bowie (The Collection, 2005) 3:45
04. "Ta Douleur" - Camille (Awards for World Music 2007, 2007) 3:10
05. "Kimberly" - Patti Smith (Horses, 1975) 4:27
06. "Black-Crosser" - Phillip Boa And The Voodooclub (Philister, 1985) 3:12
07. "Slowly Comes My Night" - Deine Lakaien (April Skies, 2005) 4:26
08. "Headlights Look Like Diamonds" - Arcade Fire (Arcade Fire [EP], 2003) 4:25
09. "More" - The Tellers (EP, 2007) 2:10
10. "Thief" - Destroyer (Thief, 2000) 2:25
11. "Dreamland" - Bob Marley & The Wailers (Classic Bob Marley & The Wailers, 2000) 2:43
12. "La Chanson De Cinquante Sous" - Marion Dugadet (Cajun Songs from Louisiana, 1956) 1:49
13. "El Microfono" - Mexican Institute of Sound (Nacional Records eMusic Sampler 2007/2008, 2007) 3:38
14. "1992" - Blur (13, 1999) 5:29
15. "More than this" - Roxy Music (The Collection, 2004) 4:30
16. "The Mending of the Gown" - Sunset Rubdown (Random Spirit Lover, 2007) 5:36
17. "Hey Scenesters!" - The Cribs (The New Fellas, 2005) 3:11
18. "Auto Rock" - Mogwai (Mr. Beast, 2006) 4:18
19. "Lost Art Of Murder" - Babyshambles (Shotters Nation, 2007) 4:38
20. "New York Telephone Conversation" - Lou Reed (Transformer [Expanded Edition], 1972) 1:33
21. "La Cumbia Del Mole" - Lila Downs (Awards for World Music 2007, 2007) 4:12
22. "Monte Carlo" - The Verve (This Is Music (The Singles 92-98), 2004) 4:58

Aus dem Booklet:

Willkommen, willkommen liebe Hörer - nachdem ich letztens einen nicht ganz unfeministischen Anraunzer bekam, folglich nun auch: liebe Hörerinnen zur Mix-CD für den November.
Musikalisch diesmal wieder sehr divers: Bei der Fülle von Neuerscheinungen, Wiederentdeckungen und ~Auflagen bewegen wir uns zwischen allen (un-)denkbaren musikalischen Polen. An Bord sind diesmal Perlen aus dem Bereich Punk/Alternative, Internationales, Frankophones, Hispanistisches, Reggaehaftes, Britpopiges, Elektronisches, Rap-/Hiphophaftes und Klassisches, Discohaftes und Gruftiges wie auch Neues, Altes, Schönes und und und.

1.Los geht es mit dem wohl ambivalentesten Globalisierungskritiker und Weltverbesserer. Man kann von Manu Chao halten, was man will. Ich finde es auch schwierig, mit einer Tour ordentlich Geld zu verdienen und von den Armen, Kindern, Leuten, Frauen und Männern in den vergessenen Winkeln der Welt zu singen. Dennoch tut er genau damit etwas, was sonst kaum einer macht und rückt die Missstände dieser Gegenden vielleicht ins - hoffentlich nicht nur musikalische - Bewusstsein. In diesem Sinne: Saurer Regen im Paradies mit Raining in Paradize.

2.Für Weltverbesserungen und sonstige Unternehmungen empfiehlt sich eines: Der passende Plan/ Plot. Den besingen die White Rabbits aus New York, the city that sleeps twice.
Was ich sehr mag, ist die künstlerische Selbstaussage zur Musik: Honky-Tonk-Calypso. Aber, ach, da verrate ich jetzt nichts drüber, das geht in Richtung der nächsten Extra-CD.

3.Wo wir gerade bei Künstlern sind, darf natürlich Andy Warhol nicht fehlen. Und gleichermaßen darf nicht fehlen: David Bowie. Hier ist das thematische Doppelpack: Erster wird besungen, der Zweite besingt.

4.Umgehauen hat mich ja Camille mit ihrem Song Ta Douleur. Das ist doch mal Musik abseits der gewohnten Pfade. Ich meine, wer hätte gedacht, dass man verächtliches Spucken in einen genialen Song verwandeln könnte? Davon abgesehen beweist die Dame aus Paris hier auch, dass sie durchaus lebendige Musik machen kann. Die zwei Platten von Nouvelle Vague, wo sie auch mitwirkt, sind ja eher langweilig und bieten wenig Anlass zum Aufhorchen. Daher: Weiter in dieser Richtung und bitte keine weiteren auf Bossa Nova weichgespülten Punksongs mehr.

5.Bleiben wir bei den "Mädels": Um Patti Smiths Kimberley kam ich nicht herum. Patti ist uns ja seit dem LES-Punk-Exkurs bekannt aber sie fesselt mich immer wieder. Vielleicht ganz gut, dass man 17 Jahre nichts von ihr gehört hat, so bewahren wir uns den Eindruck einer agilen Patti.

6.Was kann ich noch über Herrn Boa und Frau Lund schreiben? Ich kann versuchen zu begründen, warum Black-Crosser hier mit drauf ist. Ich fand die Geschichte recht bewegend und mag diesen eher ruhigen Song.
She lost her money in the street/Lost her boyfriend every week.
Das wäre doch ein guter Song für das Weihnachtskonzert in der Moritzbastei, lieber Phillip, liebe Pia - nicht?

7.Das wirklich Schöne an Musik ist, dass sie von Menschen gemacht wird. Das mag bei Deine Lakaien und ihrem Slowly Comes My Night zunächst absurd klingen, weil die ihren C64 immer auf der Bühne haben (und ein Teil der zweiköpfigen Band pausenlos darübergebeugt ist). Dennoch ist Alexander Veljanov so ein sympathischer Exzentriker: Pausenlos Äußerungen mit einem verschmitzen Lächlen. Mag ich!

8.Arcade Fire mag ich auch, dürfte man inzwischen bemerkt haben. Und diesmal besingen sie uns nun kein direkt positives Thema aber immerhin geht die Welt nicht gleich unter. Vielmehr haben wir in Headlights Look Like Diamonds die gleichermaßen viel- und nichtssagende (je nach persönlicher Lebenserfahrung) Zeile:
The red lights mean you’re leaving/The white one's mean returning.

9.Getreu dem Grundsatz: Nächstes Mal also dann gar kein oder einfach noch mehr Wein, bringen uns The Tellers More. Und da auch ich von manchen Sachen einfach nicht genug bekommen kann (auch wieder eine erotische Stimme, finde ich), rufe ich ganz laut nach more songs by the Tellers!

10.Erlaubt mir noch mal Dan Bejar aka Destroyer unterzuschmugeln: Interessant fand ich an Thief diese anfänglich sehr zurückhaltende Begleitung, die dann plötzlich ausflippt. Wah!

11.Dann also besser jetzt wieder runterkommen, wer eignet sich da besser als Bob und seine Wailers? Und da Träume im/vom Dreamland auch äußerst persönlich sind, halte ich mich hier einfach zurück.

12.Es gibt Melodien, die kommen einfach kulturübergreifend vor. Ausgegraben aus der Smithsonian-Aufnahme von 1956 hier Cajun aus Lousiana. Übrigens musikethnologisch hoch interessant: Französische Siedler aus Kanada wurden gegen Mitte des 18.Jh. nach Süden vertrieben, wurden im heutigen Lousiana sesshaft und machen Musik, die das Deutsche Arkordeon (Freiberg grüßt!) und Fiddles braucht aber auch gern mal Anleihen bei allen anderen Genres (Banjo, Gitarre, Kontrabass, Perkussion) macht. Eigentlich braucht man für Cajun Sommer: Es sind Tanzstücke die man bevorzugt auf der Veranda spielte. Vorher wurde gut gegessen - mir schwebt sofort die Südstaatenküche mit ihren kreolischen Eintöpfen vor.

13.Noch ein kleines Eckchen weiter südlich liegt Mexiko, die Heimat des Mexican Institute Of Sound. Hinter dem aufgeblasenen Begriff verbirgt sich ein DJ, dessen El Microfono das PC-Spiel der FIFA untermalt. Die Mexikaner sind halt nicht nur beim Fußball dabei sondern mischen auch in der Musik immer wieder mit.

14.Wenn ich einem Album den Begriff jugendlich verleihen möchte, dann ist es Blurs 13. Zunächst ist das Cover eine Zeichnung eines Jungen der scheu aus dem Bild blickt, die Musik ist wie noch einmal pubertieren: schüchtern - probierfreudig -schwebend - wütend - ausgelassen. 1992 fällt in die Kategorie schwebend. Um ehrlich zu sein, ich kann und will zu dem Album nichts weiter sagen. Einfach wirken lassen.

15.Roxy Music tun mir thematisch einen großen Gefallen: More than this. Ein Song, den man nach Smashing Pumpkins' Bring The Light spielen müsste. Neben dem geilen Geiz, zweimal jährlich neuzuerwerbenden Handys gibt es tatsächlich noch mehr. Vielleicht setzt sich diese Erkenntnis ja doch irgendwann wieder durch. Bis es soweit ist, höre ich einfach ganz oft und laut den Roxy Music Hit.

16.Das könnte der potentielle Skip-Track dieser CD werden - das Ding ist nicht ganz einfach, man muss sich darauf einlassen. Aber seitdem selbst meine Mama Sunset Rubdown-Fan geworden ist, vertraue ich darauf, dass sich diese Erkenntnis auch bei allen anderen durchsetzt *grinst*. Hier ist mein King dieses Jahres (so far): The Mending Of The Gown. Kritik unerwünscht, mit Lob für diese Entdeckung und Überführung in eure Sammlung dürft ihr mich aber gerne überschütten. Und nun rockt!

17.Wo ich mich doch vorhin in Gesellschaftskritik erging, lege ich mit The Cribs' Hey Scenesters gleich noch ein Mal nach. Das urban dictionary sagt zu Scenester:
a person who tries very hard to fit the stereotype of a certain scene. Dresses and acts in a prescribed fashion. image focused. vain.
Ah ja, wenig schmeichelhaft. In diesem Sinne, aufwachen Scenester. Get Real, find your way, stop imitating others.

18.Joah, jetzt noch ein komplexer Titel. Meine Sigur Rós-Verehrung könnte ich auch auf Mogwais Auto Rock projizieren. Ich glaube echt, diese CD verschenke ich zu Weihnachten, ich weiß auch schon an wen. Abseits der Geschenktauglichkeit sind die Herren aus England ganz dufte Post-Punker die mit ihren dichten Arrangements fesseln und verblüffen.

19.Ganz ähnlich mit Pete, ach, was soll man schon groß schreiben? Es gab wohl vermutlich kein Skandal, keinen Drogenexzess den er nicht mitgemacht hat. Ist vergessen, denn Shotter's Nation ist so genial und damit hat Pete bewießen er hat sich, wenns ums Ganze geht doch im Griff und ist einfach mal ein verdammt guter Musiker. Lauscht zu Lost Art Of Murder.

20.Neulich haben sie Lou Reeds Transformer verschleudert. Ich habe zugegriffen und nicht bereut. Einen faszinierenden und so bissigen Titel bringen euch Lou und David Bowie hier mit New York Telephone Conversation.

21.Ein letztes Mal für diese CD nach Mexiko um Lila Downs zu hören. Ich bin erstaunt, wie sie es in ihren Stücken schafft, indigene Elemente mit Popmusik zu verbinden. Bühne frei für Lilas Cumbia Del Mole.

22.Die schlechte Nachricht: Reisen kostet Geld. Die gute: Es gibt Orte, die stehen im Ruf, selbiges sei dort einfach zu verdienen. In diesem Sinne wünsche ich Euch mit The Verves Monte Carlo viel Erfolg!


Bis zum nächsten Mal, Peter.

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Entweder hip, intelligent oder weder noch

THE MARY ONETTES (Schweden)
selten hat eine platte in den letzten Monaten so reingehauen,
wie diese. ein hymnischer mix aus THE CURE, A-HA, NEW ORDER und
THE JESUS & MARY CHAIN. Inspiriert vom Sound der 80er Jahre warten
THE MARY ONETTES mit bezaubernd melancholischem Indie-Gitarrenpop
auf. Die Band, die in ihrer schwedischen Heimat bereits als
kommende Pophoffnung gehandelt wird und deren Sänger Philip
Ekström gelegentlich an Morten Harket von A-HA erinnert,
präsentieren perfekte, hitverdächtige Songs, welche die
hochgestecktesten Erwartungen spielend einlösen. die MARY ONETTES
sind der große pop-wurf des labrador-chefs Johan Angergard.
Labrador Records ist das wohl weltweit berühmteste und
geschmackssicherste poplabel schwedens. wir sagen: DON'T MISS THE
CONCERT!!! auf keinen fall! aber hört und seht selbst, um es zu
glauben.


und in einem anderen Flyer:

Children Of The Eighties Night: The Mary Onettes (Schweden)
Wieder ein grandioser Pop-Act vom Labrador-Label aus Stockholm.
Für Freunde von The Jesus And Mary Chain, Echo & the Bunnymen, The
Cure, The Smiths, New Order, Editors, Interpol. The Mary Onettes
mögen die düsteren Achtziger. Da wird alles absorbiert, was an die
seligen Sister Of Mercy, The Cure und The Chameleons erinnert. Es
wird absorbiert und neu eingetütet. Und so sind doch einige sehr
hörenswerte Wave-Songs entstanden, die zwar an die Altvorderen
erinnern, aber doch vor dem strengen Ohr des Kritikern bestehen
können. Die Presse jubelt.


Was wollen uns die Texte jener beiden Flyer sagen?

a) Dass der Autor ein GrAvIeReNdEs Problem mit der Groß-/Kleinschreibung hat,
b) der Autor glaubt, Adjektive ließen sich bis ins UnermesslichSTE steigern und
c) ein Plagiat hier oder da nicht schaden kann.


a) Entweder orthographisch richtig oder meinetwegen auch typokreativ alle Worte klein schreiben, aber bitte nicht solche verunglimpften Mischungen.
b) Ich habe schon vieles gelesen, aber Erwartungen sind erfahrungsgemäß hochgesteckt oder eben nicht. Höher stecken kann man sie nicht, sei denn, man lauscht dem Album auf einem Wolkenkratzer oder so. Gleiches gilt für das geschmackssicherste Label. Hallo!? Entweder hat man einen guten/sicheren Geschmack oder man vergreift sich andauernd. Dann wird es aber auch nicht mit einer (Geschmacks-)Sicherheitsgurtverstärkung sicherer...
c) Entweder akkreditiert man korrekt oder man formuliert um: Etwas von hier einfach per Cut & Paste nach da zu schieben, wirkt nicht besonders einfallsreich. Darüberhinaus klingt
"Eine Vervielfältigung oder
Verwendung solcher Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte in
anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne
ausdrückliche Zustimmung des Autors nicht gestattet."

nach einem Verbot oder nicht?

Was haben wir gelernt?

Auch wenn nach Meinung einiger Autoren fast alles zu steigern ist, steigert sich der vermeintliche Wert einer Ankündigung nicht durch die Missachtung sämtlicher Konventionen. Ein Text wird nicht hip(-per) nur weil er weniger intelligent gearbeitet ist. Das ist allerdings ein Widerspruch, an dem schon der ehrwürdige Kuttner scheiterte: Man ist entweder hip und gehört dazu oder eben intelligent...

Montag, Oktober 15, 2007

Mixtape auf CD 10/2007

Cut Cut Paste (20 Titel, 80:39)

01. "New Ways of Living" - Destroyer (your blues, 2004) 4:23
02. "This Is The Dream Of Win And Regine" - Final Fantasy (Has A Good Home, 2005) 3:24
03. "When The Curious Girl Realizes She Is Under Glass" - Bright Eyes (Fevers And Mirrors, 2004) 2:41
04. "Up On Your Leopard, Upon the End of Your Feral Days" - Sunset Rubdown (Random Spirit Lover, 2007) 4:47
05. "Touched By The Hand Of God" - New Order (Singles, 2005) 3:43
06. "Bells of sweetness" - Phillip Boa And The Voodooclub (She, 1996) 3:30
07. "Cut Cut Paste" - Tokyo Police Club (A Lesson In Crime, 2007) 1:44
08. "Daphne Descends" - Smashing Pumpkins (Adore, 1998) 4:39
09. "Bad Robots" - Atlas Strategic (Rapture, Ye Minions!, 2007) 3:19
10. "I Am Not Surprised" - The Organ (Grab That Gun, 2004) 2:46
11. "Fidget and Fudge" - White Whale (WWI, 2006) 6:52
12. "Seagreen Serenades" - Silver Apples (Silver Apples/Contact, 1968) 2:55
13. "And She Would Darken The Memory Of Youth" - The Twilight Sad (Fourteen Autumns & Fifteen Winters, 2007) 5:49
14. "You're a Nightmare" - Pulp (The Peel Sessions, 2006) 5:21
15. "Under The Folding Branches" - The Veils (Nux Vomica, 2006) 3:23
16. "Neon Bible" - Arcade Fire (Neon Bible, 2007) 2:16
17. "Disney Time" - Jarvis Cocker (Jarvis, 2006) 3:06
18. "Djanga" - Mila Mar (Nova, 1999) 4:50
19. "Step Aside" - Efterklang (Tripper, 2004) 4:38
20. "Sigur 3 (Untitled)" - Sigur Rós (( ), 2002) 6:33

Aus dem Booklet:

Liebe Hörer - Willkommen im Mix-Tape auf CD im Oktober. Wie bereits angekündigt, habe ich diesmal gaaaanz tief in emotionsbeladene Kiste gegriffen. Der Oktober steht im Zeichen opulenter, dichter, schwerer, kräftiger, fulminanter - keinesfalls jedoch lockerer Musik. Das gehört auch Mal zur Mix-Tape-CD, so wie das schwere Essen zum Sonntag. Fangen wir also gleich an.

1.Und da habe ich auch nicht zu viel versprochen, einen Höchst-Höhepunkt gibt es gleich zu Beginn: Destroyers New Ways Of Living ist eine Ausgeburt aus dem 2004er Album des kongenialen Dan Bejar. Vielleicht erinnert sich jemand an die Nighthawk: A Seduction, würde man die eindampfen, wäre das Überbleibsel der vorliegende Titel.

2.Owen Pallett aka Final Fantasy mit seinem selbst gesampelten This Is The Dream Of Win And Regine. Insiderwissen: Das ist das Pärchen, welches Hinter Arcade Fire steht. Logo, man kennt sich in der Musikecke halt untereinander. Ich mag diese "Tup-Ping" in dem Song sehr. Obwohl, Owen ist auch sehr niedlich und lebt mit seinem Produzenten zusammen - Glück muss man haben, wa? Der Wermutstropfen: Man kann mit einem B.A. in Musik berühmt werden *seufzt*, unsereiner wird wohl selbst nach'm M.A. immer noch CDs verschicken...

3.Mit der gewohnten Schwere an Emotionen in LoFi-Produktion bieten Bright Eyes ihr When The Curious Girl Realizes She Is Under Glass dar. Conner Obers letztes Machwerk Cassadaga ist meiner Meinung nach nicht so gut, wie die vorherigen Alben, daher auch der beherzte Griff ins B-Seiten-Material.

4.Hey, hey, Sunset Rubdowns Up On Your Leopard, Upon The End Of Your Feral Days.ist ein verdammt guter Song und so dicht konstruiert, das gibts kaum ein zweites Mal (außer auf den verbleibenden drei seiner Alben *grinst*). Soll ich sagen, was ich höre? Ich höre ein Stück David Bowie, etwas Arcade Fire (nur eine Prise) und ein Bisschen TV On The Radio - boah, es haut einen einfach um, euch hoffentlich auch!

5.Ja, da müsst'er jetzt durch. Letztes Mal schrieb ich noch bei Taya Wooden wie wichtig das Wissen um die eigene Person ist und prompt gibt es diesmal die wohl - ehm - eingängigste Schwulen-Hymne. Voilà, hier sind die großartigen New Order mit I Was Touched By The Hand Of God (haben sich manche Typen gleich ein Bisschen sehr angenommen, egal, dennoch'n schöner Song, der auch ohne das schrecklich bunte Gay Schorre-Ambiente funktioniert).

6.Darauf lassen wir gleich den Altmeister Boa mit Fine Art In Silver, einem seiner besten Songs, folgen. Live ist Boa übrigens richtig lustig: Pia, seine Sängerin, tappst immer elfenhaft die Bühne von links nach rechts entlang und Boa, ungefähr zwei Köpfe größer als sie, gibt überzeugend den sophisticated Rockstar.

7.Eine Stimme, bei der es mir heiß-kalt den Rücken runterläuft. Es gibt Leute, bei denen würde man selbst beim Rezitat der Börsenkurse vom Vortag Erotik empfinden, so auch bei Tokyo Police Club und ihrem Cut Cut Paste. Geht aber nicht um Geld im Song, sondern um Gefühl. Schön.

8.Mit dem Smashing Pumpkins-Virus will ich euch auch noch infizieren und ich denke, mit Daphne Descents habe ich es schon wieder ein Stück mehr geschafft. Übrigens, hat Corgan (der Bandleader) für dieses Album seinen Drummer durch eine Drumm-Machine ersetzt - das beweißt aber nur, dass selbst Drummer kein sicherer Job ist, denn das Album hat davon keinen Schaden genommen.

9.Rockig bis jazzig wird es mit Atlas Strategics Bad Robots, die die prognostizierte Schwere der CD mal wieder etwas brechen. Der erste Titel des vorliegenden Albums besteht aus einer Aufzeichnung des Anlassens einer Flugzeugturbine und im Urlaub dachte ich andauernd, ein Flugzeug kommt gleich vorbei. Coole Band!

10.The Organ, hmm, ja, also - The Organ mochte ich bis letztens überhaupt nicht. Es muss so eine Hassliebe sein. Ich hasse zwei Drittel des Albums, der Rest, darunter auch I Am Not Surprised, sind großartig und ich mag sie nicht mehr missen. Das hat man davon, wenn man sich andauernd neue Musik von Freunden empfehlen lässt.

11.Mit Fidget and Fudge von den gottgleichen White Whale wird es extrem intensiv. Nicht genug, dass sie uns slowcore schenken, nein, die Herren singen auch noch aus dem Off und lassen Tempo und Tonation des Songs hoch und runter gehen & bescheren uns somit 6 Minuten lang aufgestellte Nackenhaare. Ich habe den Verdacht, nächstes Mal gibts noch was von denen..

12.Die Silver Apples haben uns noch Seagreen Serenades vertont. Ich bin immer noch sprachlos, dass wir so etwas in den 1960er Jahren erleben durften. Faszinierend!

13.Opulent wird es mit The Twilight Sad deren And She Would Darken The Memory Of Youth man ruhig etwas, wenn nicht gar ziemlich laut hören darf. Ihr aktuelles Album ist wie der Herbst, mal ruhig, mal fast schon zum Zerplatzen laut.

14.Das Leben funktioniert nur über Kontraste und daher freut man sich über Pulp in mehrerer Hinsicht. Ich freue mich über die vielen Facetten ihres Schaffens und im Rahmen der Monats-CD freue ich mich über den romantisch-traurigen Song You're a Nightmare - und ihr euch hoffentlich auch. So viel Emotion muss man erstmal in ein paar Minuten Song packen und zur Krönung mit einem bissig ironisch bis im selbstmitleidversinkenden Text versehen. Aber ihr kennt das sicher auch, manchmal hat man Momente mit Menschen, in denen man dem Gegenüber auch sagen möchte: "You're a Nightmare - why are you always hanging 'round?/Oh, can't you see its gettin' me down?"

15.The Veils sind uns auch schon bekannt, spätestens seit ihrem Advice For Young Mothers To Be. Das entbindet aber nicht vom mindestens genauso wundervollen Under The Folding Branches. Das ist auch wieder so eine Band, die alles von zart bis hart kann.

16.Keine Allrounder, dafür aber konsistent in dem was sie tun, sind Arcade Fire. Zurückgezogen in eine alte Kirche schleudern sie uns ihr zeitkritisches Album Neon Bible, aus dem es den entsprechenden Track gibt, entgegen. Bleibt mir auch nicht viel mehr als zu sagen: "not much chance for survival".

17.Kann man würdevoll altern als Musiker? Man kann und es scheint zwei grundlegende Entwürfe zu geben: Entweder findet man sich in einem Phillip Boa wieder oder man wird wie Jarvis Cocker. Beide sind auf ihre Art atemberaubend, ich wöllte mich weder zwischen dem sympathischen Rock-Verschnitt oder dem überzeugenden Dandy entscheiden. Hier singt nun Jarvis Disney Time und fragt völlig zu recht: "How come they're called adult movies/when the only thing they show/is people making babies/filmed up close?"

18.Die kühle Weltmusik stand noch aus: Hier ist Mila Mar mit Djanga. Die Dame hat nicht nur musikalisch ihren Kopf für sich (das was sie singt, ist ihre selbstentworfene Phantasiesprache); ich war mal bei einem Konzert von ihr, welches sie radikal nach dem dritten Song abgebrochen hat. Begründung: Rückkopplung bekommen - ich denke es lag daran, dass nur 40 Leute da waren. Pff, Künstler eben!

19.Aus dem nordischen Traumzauberdschungel raus und doch nicht wirklich weiter weg. Efterklang aus Dänemark bringen ihr elektronisches Step Aside zum Besten.

20.Sigur Rós' Musik wirkt auf mich immer wie Hypnose: Ich trete in einen merkwürdigen Wach-Traum-Zustand. Mir ist es schon passiert dass ich am Ende der CD völlig unterkühlt und fröstelnd an der Sachsenbrücke zu mir kam. Also spätestens bei Sigur 3 (untitled) warm anziehen, das nächste Kältetief kommt bestimmt - und die nächste CD sicher auch :-)



Viel Hörvergnügen wünscht Peter.

Dienstag, Oktober 02, 2007

Musik für jeden Geschmack und Geldbeutel

Ich finde, dieses ewige Grau da draußen ist genau der passende Anlass für ein Bisschen Musik. Außerdem hat sich im letzten halben Jahr auch viel an Musik angesammelt, die aufgrund ihrer "Güte" (schön gesagt, was?) einfach mal nicht vorenthalten werden darf. Fangen wir gleich an:



The Airy Snaps haben mich mit ihrer Single richtig gefesselt. Leider ist das nicht viel Musik, aber ich hoffe, dass da noch etwas nach kommt. Wie wäre es mit ein, zwei weiteren Titeln? Bis die fertig sind, lasse ich Killer's End kräftig weiter rotieren.




Atlas Strategic ist wieder voll meine Wolf Parade/Sunset Rubdown/Frog Eyes/Destroyer-Schiene. Und das kann man hören: Neben dem grandiosen aber sehr eigenwilligen Gesang gibt es musikalisch-rhythmisch so eine Mischung aus Rock und Blues, ist eher etwas für den speziellen Geschmack - ich will sie aber nicht mehr missen. Hörproben beispielsweise bei E-music. Achso, ne, sogar exklusiv nur dort. *glücklich*





Destroyers Your Blues darf natürlich nicht fehlen, wenn wir über die Wolf Parade-Ecke reden. Ich finde ja, auch wenn Streethawk: A Seduction schon grandios war, ist Your Blues das Konzentrat daraus. Mein Lieblingstitel ist Your New Ways Of Living, bei den Piano könnte ich regelmäßig verrückt werden. Selten hab ich mich über ein Destroyer-Album so gefreut. Für eine einsame Insel würde die in mein Reisegepäck wandern.





Drunksouls firmiert für mich unter Michael Jackson 2.0. Ernsthaft, der hat auch diesen Schrei drauf (Pain Of Life und Give Me A Sign). Musikalisch irgendwo zwischen Rock und Reggae, schlecht genau einordenbar, aber eigentlich gerade deshalb ja so gut.




Ducks Musik habe ich als interessanten Mix von Electronica und Trip-Hop plus Dub in Erinnerung. Besonders gut finde ich IntroDucktory offer und another offer.





Jetzt nicht erschrecken, Tripper von Efterklang hat absolut nichts mit der unschönen Krankheit zu tun. Im Gegenteil, es handelt sich um sphärische Musik aus Dänemark. Mein Lieblingstitel Step Aside und Collecting Shields.Das Ganze erinnert vielleicht noch im Entferntesten an Sigur Rós oder Múm, vielleicht auch noch Minotaur Shock mit einer Prise Dirty Three oder Low. Ach, halt einfach mal selber zu Gemüte führen.





Das ist so gemein: Owen Palett, Baujahr 1979 macht die tollste Musik (hat einen BA in Musik), sieht gut aus, lebt mit seinem Produzenten zusammen. Was hat unsereins schon vorzuweisen? Im Angesicht dieser Musik nicht viel, diese ist so etwas wie Elektro-Klassik, manchmal könnte ich mir den auch auf nem Mittelalter-Festival vorstellen. Er soll ja beim Melt gewesen sein - weiß jemand wie das aussah? Owen spielt auf der Violine Passagen auf ein per Fußpedal zu bedienendes Sampling-Gerät und singt dazu, gelegentlich wird er auch noch von einem Schlagzeug begleitet. Has A Good Home ist Nummer zwei für die entlegene Insel. Achso, lustig: "Your Head is shouting Please, Please, Please / Don't let your cock do all the work." Das aber nur am Rande...





Nun ja, was kann man hier sagen? Also The Fugs' Virgin Fugs ist eigentlich ein super Album. Dennoch ist es nichts, was man gewöhnlich hören würde - und das noch nicht mal, weil es besonders unmusikalisch oder öde wäre. Es ist melodisch, bissig, schmuddelig und skurril - eigentlich DER Mix für ein gutes Album. Super sind We Are The Fugs, das jeder Harmonie entbehrt, Amphetamine Shriek, "I don't need to cum/ for I have the common Amphetamine bum" und The Ten Commandments. Alles dreht sich um Sex, Drogen und Wortwitz (bei der Reihenfolge bin ich mir nicht sicher). Für die Nihilisten sei auf Nothing verwiesen.





Über Hard On aus Köln habe ich ja bereits hier geschrieben. An dieser Stelle sei speziell auf Locomotion, welches für mich einer der besten unter den bisher veröffentlichten Songs ist. Nicht nur die Musik von Hard On ist toll, nein, man bekommt sogar die E-Mails beantwortet und wird über die Zusammensetzung der Band informiert und zum ersten Konzert eingeladen. Kommt in den guten Osten, Boys and Girls, dann bin ich dabei. Achso, die Titel gibts übrigens alle im kostenfreien Download, sympathisch, was?




Auch weltmusikalisch soll hier etwas dabei sein. Daher empfehle ich mal Le Rail Band Feat. Mory Kante mit ihrem Album Classic Titles. Musikalisch muss man sich das etwa so vorstellen, wie wenn im Sahel E-Gitarre gespielt wird und jemand mit markanter Stimme dazu singt. Das ist so genial, macht Eindruck und lässt einen nach dem 13:29 Minuten dauernden Walenumalömbaliya sprachlos aber angenehm beschwingt zurück. Komme mir noch mal einer und sage, in Afrika gäbe es nur lahme Weltmusik - dem Hau ich das Ding um die Ohren, auch wenns dazu viel zu Schade ist. Für die Insel CD Nummer drei, welche ich mitnehme.





Okay, jetzt der großartige Monsieur Untel: Sein Album ist wirklich faszinierend abwechslungsreich. Leider kann ich nicht genug Französisch aber es geht um Tiere. Total scharf ist, dass er deren Laute imitiert und dann einspielt. Musikalisch geht das von Chanson bis Elektronica und auch mal Rock. Und das unter Creative Commons. Mal bitte so etwas im Radio!





Robespierre's Velvet Basement von den Jacobites hat mich auch beeindruckt. Manchmal mache ich auf E-Music richtige Entdeckungen. Das Album stammt von 1985 und ist textlich genau das Richtige für den Herbst. Es ist im wesentlichen Rock & Pop mit ner ordentlichen Portion Mundharmonika (klingt zumindest so). Die Texte sind bissig bis ironisch und richten sich gegen den Rest der Welt. Mir gefällt besonders Big Store, It'll All End Up In Tears und Ambulance Station. Was soll ich noch darüber schreiben - hört es euch einfach mal an.





Okay, zwei Alben hab ich noch. Eines ist das suuuuper kurzweilige A Lesson In Crime von Tokyo Police Club. Hui, also selten hat mich ein so kurzes Album so begeistert. Keiner der Titel reicht an 3 Minuten heran, alle haben aber ne Menge Energie intus. Und das ist Alles so gemein: Wieder eine kanadische Band, die sich vor ihrer Auflösung nie nach Deutschland verirren werden. Was bleibt da noch, außer sich das Album immer wieder anzuhören? Ich empfehle Cut Cut Paste, für mich der beste Titel und den Opener Cheer It On. Aber bei der Kürze ist auch der Rest vergnüglich und leider zu schnell gehört. Anspielliste hier. Tokyo Police Clubs A Lesson In Crime wäre auch eine der 50 Alben die ich ständig bei mir haben wöllte - koste es, was es wolle...





Jetzt hätte ich beinahe geschrieben: Das Beste zum Schluss. Kann man mal sehen, wie prägend 4 Tage mit White Whales WWI waren. Ich höre in dem Album viel Arcade Fire, eine Menge Anleihen bei Sunset Rubdown/Frog Eyes und Wolf Parade. Aber doch nichts Vertrautes. Die stilistischen Vergleiche funktionieren hier eher als Zutatenliste eines Rezeptes, am Ende kommt etwas völlig neues heraus. Mal ist das düster, verzweifelt, manchmal verspielt sphärisch und gelegentlich auch poppig. Als Anspieltips würde ich The Admiral, I Love Lovely Chinese Gal, What's An Ocean For? und das verträumte Fidget And Fudge sowie das beinahe leichte We're Just Temporary, Ma'am empfehlen. Man sieht, die Auswahl fällt schwer. Reinhören kann man hier. WWI nehme ich auch mit auf die Insel, selbst wenn ich dafür'n Shirt wieder auspacken muss.



Langes Posting, aber mit genialer Musik soll man nicht hinter dem Berg halten. In diesem Sinne, viel Vergnügen!

Montag, September 17, 2007

Mixtape auf CD Extra 09/2007


The History Of Punk On The Lower East Side 1950s - 1970s (16 Tracks, 63:32)

01. "The History of Punk on the Lower East Side" - Jeffrey Lewis (, 2005): 9:40
02. "When That Great Ship Went Down" - William And Versey Smith (American Primitive, Vol. 1 - Raw Pre-War Gospel 1926 - 1936, 1997): 2:55
03. "Euphoria" - Holy Modal Rounders (Holy Modal Rounders, 1964): 1:34
04. "New Amphetamine Shriek" - The Fugs (Virgin Fugs, 1966): 2:27
05. "Nothing" - The Fugs (First Album, 1965): 4:18
06. "White Cat Heat" - The Godz (Contact High With The Gods, 1966): 4:22
07. "I'm Waiting for the Man" - The Velvet Underground & Nico (The Velvet Underground & Nico, 1967): 4:39
08. "Mother Where Is My Father" - David Peel & The Lower East Side (And The Rest Is History: The Elektra Recordings, 2004): 3:06
09. "Oscillations" - Silver Apples (Silver Apples/Contact, 1968): 2:49
10. "1969" - The Stooges (The Stooges, 1969): 4:07
11. "Lower East Side" - David Peel & The Lower East Side (And The Rest Is History: The Elektra Recordings, 2004): 3:14
12. "I Want To Kill You" - David Peel & The Lower East Side (And The Rest Is History: The Elektra Recordings, 2004): 4:18
13. "Psychotic Reaction" - Count Five (Nuggets: Original Artyfacts From the First Psychedelic Era, 1965-1968, 1998): 3:08
14. "Gloria" - Patti Smith (Horses, 1975): 5:57
15. "Personality Crisis" - New York Dolls (Lipstick Killers, 1981): 4:13
16. "Blank Generation" - Richard Hell & The Voidoids (Blank Generation, 1977): 2:45

Zur Entstehung der vorliegenden CD The History Of Punk On The Lower East Side 1950s - 1970s gibt es mehrere Gründe:
* in der Monats-Mix-Tape-CD ging es auch um Punk und so dachte ich mir, ich könnte ja mal etwas wissensvermittelnd unterwegs sein,
* Jeffrey Lewis hat auf phänomenale Weise bei Youtube in einem knapp 10-minütigen Clip die komplette Geschichte des Punk zwischen 1950 und 70 auf der Lower East Side zusammengefasst und musikalisch neuinterpretiert (das ist Titel 1 auf dieser CD),
* und ich war vom Ideen- und Einflussreichtum des frühen Punk (-Rock?) so beeindruckt, dass ich mir gleich einige CDs besorgt habe und das Beste daraus in Anlehnung an Lewis präsentiere.

Noch ein paar Worte zu Lewis, unter Umständen kennt den ja schon jemand. Er illustriert Musik-Clips, zeichnet Comics und macht Musik. Lewis dürfte kaum älter als ich sein, hat fehlgestellte Zähne aber ist ein künstlerisches Genie, was die Sache mit den Zähnen entschuldigt. Und, ja, ich glaube, er holt wirklich kein einziges Mal Luft bei seiner Perfomance, die sich auch noch reimt!

2.Keine Ahnung von welcher Schellackplatte diese rauschige Aufnahme von When That Great Ship Went Down stammt, aber schon wegen Versey Smiths katzenähnlichem Gequiecke ist es keine alltägliche (aber zugegebenermaßen auch nicht besonders schöne) Aufnahme. Geht ja aber auch nur knapp drei Minuten.

"on a monday morning just about 9 o 'clock
the great ship titanic began to reel and rock
husbands and wives, little children lost their lives
wasn't it sad, wasn't it sad, when that great ship went down?"

3.Weitaus gefälliger ist doch da Euphoria von den Holy Modal Rounders. Ich hätte eher an Western Classics gedacht, als an frühe Punk-Musik. Ein geschichtliches Dokument für die Geschlechterforschung?

"mom's out there switchin in the kitchen
and dad's in the living room, fussin' and a-bitchin'
i'm out here, kickin' the gong for euphoria
euphoria - when your mind starts reelin' and a-walkin'
inside voices start squealin and a-squawkin'
floatin around on a belladonna cloud.
singin' euphoria"

4.Oh ja, jetzt etwas Großartiges. The Fugs waren ja bereits auf der CD vom August dabei. New Amphetamine Shriek erzählt, wie unschwer zu erraten, von Amphetaminen (das hat nichts mit Vitaminen zu tun, daher bei Unwissenheit einfach mal googlen...) und löst offenbar die Zunge und macht - wie zu hören - großen Spaß. Nebenbei befreien sie einen von den üblichen Zwängen des Alltags:

"i don't have a bad time, i don't need to cum
for I have become an amphetamine bum
if you don't like sleeping, and don't want to screw
then you should take lots of amphetamine too"

5.Diesmal gibt es für alle Nihilisten Nothing in voller Länge und mit mehrpsrachigen Einspielungen zum Erwerb von Fremdsprachenkompetenzen. Denn auch Nihilisten können sich einer globalisierten Welt nicht entziehen...

"monday nothing, tuesday nothing
wednesday and thursday nothing
friday for a change a little more nothing
saturday once more nothing
fucking nothing, sucking nothing
flesh and sex, nothing
church and times square, a whole lot of nothing
nothing, nothing, nothing"

6.The Godz' White Cat Heat ist wieder ein etwas borstiger Titel, der für das an melodiöse Musik gewöhnte Gehör wohl eher eigenartig bis abschreckend klingen dürfte. Es ist nicht direkt unmusikalisch aber doch irgendwie unkämmbar eigen. Der Refrain ist hingegen sehr eingängig und textlich wenig anspruchsvoll:

"mrrrrr---ow meow"

7.Fast schon mainstreamig nimmt sich da Velvet Undergrounds I'm Waiting For The Man aus. Die Warholsche Gruppe war allerdings alles andere als glatt; Durch ihre gesellschaftskritischen Themen, die über die Musik einem bis dato nicht erreichtem Publikum zugetragen wurde, machten sie auf sich aufmerksam. So besingen sie im aktuellen Stück die Prostitution, in anderen Songs widmen sie sich Drogen oder aber Sadomasochismus. Das war für das damalige Amerika schon recht außergewöhnlich, heute juckt das natürlich niemanden mehr.

"i'm waiting for the man,
twenty-six dollars in my hand
up to lexington 125,
feel sick and dirty more dead than alive
i'm waiting for the man"

8.Bei David Peel & The Lower East Side finden sich die Stilelemente der Musik der 60er, 70er und 80er: das, was mal Punk werden sollte, eine Art Reggae und Pop-Musik. Gemischt wird das noch mit einer gehörigen Portion Kriegsverweigerung und den obligatorischen Zeilen über Marihuana, LSD und dem Rest, der Palette natürlicher und synthetischer Drogen. Mother, Where Is My Father ist nicht ganz so toll wie seine späteren Songs, aber es fasziniert dennoch, wie David Peel es managed wie ein farbiger Sänger zu klingen (auch textlich):

"mother, where is my father?
where is my brother?
they're at war, they're at war.
you made them join the dirty U.S. army
you told them all a filthy white lie
you gave them all the bullshit and baloney
and now my brother and my father are gonna have to die"

9.Wie nennt man das hier? Avantgarde-Elektronica? Oscillations von Silver Apples ist selbst heute noch modern. Mich persönlich verzückt der Titel immer wieder aufs Neue. Der Text allerdings, hmm, nun ja, den würde man vielleicht auch in jedem Physik-Lehrbuch so wiederfinden:

"oscillations, oscillations
electronic evocations
of sound's reality
spinning magnetic fluctuations
wave on wave configuration
that dance between the poles of sound
and bind my world to soul"

10.Iggy Pop fasziniert mich und es ist Wasser auf meine Mühle, dass er auch für den Punk prägend war und ich mich nun neben subtilen Körperlichkeiten auch von seiner Musik begeistern lassen kann. Mit 1969 zeichnen er und die Stooges ein ziemlich genaues Bild der Zeit, die wohl in der künstlerischen Eigenwahrnehmung nicht allzu aufregend gewesen sein muss:

"well 1969 okay, all across the USA
another year for me and you
another year with nothing to do
another year for me and you
another year with nothing to do"

11.Noch ein Mal David Peel & The Lower East Side und dem namensgebenden Titel Lower East Side. Im Grunde ist es das selbe Prinzip, das er bei seinen Songs immer wieder verwendet: Punk, Reggae und Pop/Rock. Der Text dürfte der Masse der Wohlstands-Amerikaner der 70er Jahre auch eher widerstrebt haben (obgleich diese Gesellschaftsschicht die Songs eh nie gehört hat), stellt er doch eine Gleichgültigkeit dar, die nicht konform mit dem Self-made-Man-Ideal geht:

"we are from the lower east side
we don't give a damn if we live or die
we are from the lower east side
we don't give a damn if we live or die"


12.So richtig provokant wird Peel mit I Want To Kill You. Eigentlich wollte Peel den Titel selbst zurückhalten, aber sein Produzent meinte, dieser Titel sei so bemerkenswert, er müsse auf das Album mit drauf. Und so kam es, dass wir heute Peel hören wie er in ausgelassenster Stimmung singt:

"we call the people of the future generation
you call the people in a world of aggregation
you call the people in a life of demonstration
we gotta change the world before annihilation
gonna get a rifle and i'm gonna get a gun
i am out to kill you and i'll have a little fun
i am out to murder you, i'm going to attack
i'm going kill you
your the monkey on my back
i wanna kill you
kill, kill, kill
i wanna kill you
kill, kill, kill"

13.Count Fives Psychotic Reaction erzählt von unerwiderter Liebe (welches Thema ist zeitloser?) und den Folgen. Nehmen wir es hin, als Stück mit Garage-Rock Einflüssen:

"i feel depressed, i feel so bad
'cause you're the best girl that i've ever had
i can't get your love, i can't get affection
o little girl, psychotic reaction"

14.Die mir seit Gloria heilige Patti Smith begibt sich auf ganz schwieriges Gelände: kritische Religionsbezüge, uh,uh... Davon aber mal abgesehen ist es ein toller Song und die alte Schachtel geht richtig ab.

"jesus died for somebody's sins but not mine
gloria, gloria" (immer wichtig: sich in objektiver Distanz positionieren...)

15.The New York Dolls singen Personality Crisis. Ob diese nun ein Resultat von zerissener Kleidung, schweren Stiefeln und bunten Haaren ist, die sie als erste Band auf der Bühne trugen, bleibt unklar. Der Text ist aber dennoch gelungen:

"you're a prima ballerina on a springtime afternoon
change on into a wolfman howlin at the moon
all about that personality crisis you got it while it was hot
but now frustration and heartache is what you got"


16.Richard Hell & The Voidoids steuern die Hymne jener drei Jahrzehnte bei: Blank Generation. Als gelernter Werbemensch wusste Hell natürlich worauf es ankommt und so passiert dann halt nochmals 10 Jahre später, was fast allen Stilrichtungen und Subkulturen blüht: der Aufgang in den Mainstream und das allmähliche Verwässern von Idealen, Musik und Outfit.

"i was screamin get me out of here before i was
even born, it's such a gamble when you get a face
it's fascinating to observe what the mirror does
but when i die it's for the wall that i set a place
i belong to the blank generation but
i can take it or leave it each time
i belong to the _______ generation but
i can take it or leave it each time"

So, ich hoffe, Ihr hattet genauso viel Spaß beim Hören, wie ich beim Raussuchen der Titel. Falls mich jemand aufgrund meiner hervorragenden didaktischen Fähigkeiten an allgemeinbildenden Schulen für die Fachrichtung Populärmusik einstellen möchte, dann her mit den Angeboten ;-)

Vorschau für nächsten Monat: Es wird gewaltig, pompös, emotional, stürmisch, tendenziell eher düster, weltmusikalisch gesprochen nördlicher und kühler - wie es sich eben für den Herbst gehört (hehe, im wahrsten Sinne des Wortes). Mit diesem Wortspiel entlasse ich euch - bis bald!

Samstag, September 15, 2007

Mixtape auf CD 09/2007


The Whole Shebang
(20 Titel, 69:27)

Tracklisting:
01. "Dedication" - Octopus (Octopus, 1969) 0:14
02. "Sauve-toi" - Les Jocks (Génération EP, 2006) 3:57
03. "Boa Sorte" - TLivre (Tlivre, 2007) 3:47
04. "introDucKtory offer" - Duck (One Way Back, 2006) 1:30
05. "Locomotion" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007) 4:07
06. "Pain of life" - Drunksouls (On verra plus tard ..., 2006) 3:40
07. "Killer's End" - The Airy Snaps (College Punk Rock, 2007) 3:06
08. "Can't Stop It" - Proles On Parade (Share It Spread It Love It Vol.1, 2007) 2:35
09. "Bad Cover Version" - Pulp (We Love Life, 2001) 4:19
10. "Pablo Picasso" - David Bowie (Reality, 2003) 4:06
11. "Harold Knows" - Octopus (Octopus, 1969) 4:09
12. "The Whole Shebang" - Grant Lee Buffalo (Velvet Goldmine, 1998) 4:13
13. "IQ 53" - Predator (Talk Is Cheap, 2006) 2:01
14. "I'm Straight" - The Modern Lovers (The Modern Lovers, 1977) 4:18
15. "J. La petite panthère (hommage à Mélody)" - Monsieur Untel (Bureau des Affaires Animales. Vol 1., 2006) 3:27
16. "(Oh Dear) Miss Morse" - Pearls Before Swine (One Nation Underground, 1967) 1:55
17. "Funky Style" - Skastation (En Réalité, 2006) 3:32
18. "Mother rasta" - Taya Wooden (Mone Zion, 2007) 4:08
19. "Tumbling down" - Tim Fischer (Walzerdelirium, 2001) 3:22
20. "Balageru" - Abonesh Adenew (Balageru, 2001) 7:01

Aus dem Booklet:

Herzlich willkommen im monatlichen (seit April 2007 - echt!) Mixtape auf CD! Auch im September gibts auf der CD wieder alles, nur nichts Alltägliches.

1.Diesmal geht es ganz förmlich mit einer Widmung los. Für die eher 9live- und konsumistisch orientierte Hörerschaft habe ich einen kleinen Gewinn vorbereitet: Wer mir vernünftig übersetzen kann, was in Dedication von Octopus gesprochen wird, der bekommt einen Drink von & mit mir spendiert. Viel Erfolg!

2.Frankophon darf man sich von Les Jocks und Sauve-toi mitreißen lassen. Herumhüpfen auf der Straße und innerhalb der eigenen vier Wände durchaus erlaubt und erwünscht. Irgendwie ein Song, den man schwer wieder los wird aber auch gern noch eine Weile vor sich hin trällert.

3.Auch wenn (und gerade weil) der Sommer so gut wie vorbei ist, kommt der verspielte Song Boa Sorte vom sympathischen Duo TLivre gut an. Philosophisch nicht hochtrabend aber genau das richtige für die trübe Jahreszeit. Und wenn mir jemand singen würde "Everything you want", naja, ich wär sogut wie im Flieger nach Brasilien...

4.Den verspäteten Einstand gibts es mit Ducks IntroDucktory offer. So klingt hausgemachte Musik unter Creative Commons Lizenz. Nett, nicht?

5.Als Highlight unter den Highlights dieser CD stechen Hard On mit Locomotion hervor. Tolle Gruppe aus Köln, deren Teilhaber Dick mir das letzte E-Mail-Interview gab. Bin gespannt, wann die Intro bei mir nach Insider-Informationen anklopft. Zurück zur Musik. Einige erinnern sich vielleicht an die Band, sie hat es zum zweiten Mal auf eine CD geschafft. Und ich finde auch als Kulturwissenschaftler habe ich das Recht, auf anrüchige Texte abzufahren, das sage gleich, bevor es darauf abzielende Bemerkungen gibt...

6.Gut, wer bei IntroDucktory offer schon mal den Moon-Walk geübt hat, denn bei Drunksouls Pain of life möchte man doch mit Michael Jackson gemeinsam über die Bühne walken. Alle Anderen können das jetzt aber nochmal üben, der Typ ist besser als jedes Cover und könnte wohl auch das Original ersetzen... Wer aufgeatmet hat, dass Michael J. Geschichte ist, der hat geirrt, hier ist Michael 2.0.

7.The Airy Snaps bieten mit Killer's End super College Punk Rock (wie es auch der Titel ihres Albums verrät) und ich mag diese lo-fi-Produktion. Geil. Das auf dem Cover mit der Haargeltube ist mir nicht aufgegangen, aber möglich, dass es sich einem nach mehrfachem Headbangen erschliesst.

8.Was sind eigentlich Proles? Sind das Proleten? Dann wäre der Bandname Proles On Parade lustig, der Titel Can't Stop It allerdings denkwürdig. Mir persönlich kämen da eher Assoziationen in Richtung Intimverkehr aber jedem das Seine.

9.Mit Coverversionen habe ich es bei dieser Ausgabe sowieso. Daher darf auch titelmäßig Pulps Bad Cover Version nicht fehlen. Und echt mal, wer "She is trying to replace me, but it'll never work" singt, den zu ersetzen, käme mir nicht in den Sinn. Lieber Jarvis, deswegen biste auch wieder mal auf meiner CD *bussi*. Alternativ kann man hier auch PartnerIn im Arm halten bzw. die Bilder vom Jarvis online anschmachten.

10.Bei den Covern bleiben wir auch erstmal. Der ehrwürdigen David Bowie singt Pablo Picasso, ursprünglich ein Song von The Modern Lovers. Im Orginal (1970er) eher ruhig, hier mal auf poppig vom Glam-Opa persönlich vorgetragen.

11.1969 konnte man ja in Amerika sogar noch von Königen singen, das müssen echt andere Zeiten gewesen sein. Octopus' Harold Knows kommt mir auch etwas moralisierend herüber, aber das waren halt die ganz späten 1960er, da sang man noch von Idealen, heute hat diese die Standard-Popgruppe kaum noch & besingen, ach, wann war das zum letzten Mal?

12.Stichwort Ideale, Schmalz, Pathetik, die Zeit wo Männer auch mal dick (Make-Up) aufgetragen durften ohne gleich schräg angesehen zu werden, genau!, der Glam der 1970er. Nicht nur Grant Lee Buffalos The Whole Shebang ist genial, auch der Film Velvet Goldmine (mit dem absolut authentischen Jonathan Rhys-Meyers) ist ein Vergnügen; man kann entweder dem Sexappeal Ewan McGregors erliegen oder sich fragen, ob vielleicht auch beide einer Dreierbeziehung gegenüber aufgeschlossen gewesen wären - es waren immerhin die 70er...

13.Zeit auf zu wachen, Predators IQ53 aus dem Norden ist dafür genau richtig. Das tolle am Punk ist, man macht, wozu man Lust hat. Klingt vielleicht nicht immer perfekt aber besser als das Gemecker notorischer Besserwisser und Seinlasser.

14.In I'm Straight erzählen (und davon lassen sie sich auch nicht abbringen während der 4 Minuten) The Modern Lovers von einem Strichjungen, der eigentlich straight ist und es unter Drogen mit anderen Typen tut, bis er einen davon umbringt. Klingt natürlich in 4 Minuten 18 und mit Gitarre alles wesentlich ergreifender als in meinem kleinen und nüchternen Abriss.

15.Frankreich lässt uns nicht los: Da gibt es Monsieur Untel, der eine CD den Tieren gewidmet hat. Ara,Paka & Co sind dagegen lahmer Scheiß: Auf La petite panthère singt einer von einem Panther, spielt Instrumente ein, imitiert dessen Geräusche und macht eine CD unter Creative Commons davon. An jenem Einfallsreichtum könnten sich mal die Programmdirektoren ein Beispiel nehmen.

16.Zeitreisen sind schön und ich mag ganz besonders die schmuddeligen Ecken. Pearls Before Swine sind bei Miss Morse so wundervoll subtil. Abgesehen davon, dass der Text und Song total verschroben sind, wird im Hintergrund F-U-C-K gemorst. Toll oder? Ich war sofort begeistert.

17.Zurück ins Zentrum des Alten Europas, Frankreich, Frankreich. Mit ihrem Funky Style können Skastation locker mit jeder Combo aus den USA mithalten. Und ich, ich will mir Frankreich anschauen und -hören.

18.Mein intensiver Kontakt mit meinen Äthiopiern schlägt sich zunehmend auch musikalisch nieder, aber gutgemachter Reggae ist toll. Bob Marley naja..., mal lieber was aus der Moderne. Kulturanthropologisch wertvoll: "Don't forget your history" und "African Mama" besprechen doch jene aktuellen Fragen unserer Epoche. In der Zeit vom Merkelschen Schutz der Schöpfung (oder wie hat sie das gleich genannt?) und der Frage nach kulturellen Wurzeln, sagt uns Taya Wooden mit Mother rasta doch alles: Die Schöpfung war weiblich und vergiss nie, woher du kommst.

19.Das wird natürlich sofort beherzigt und daher ist der Vor-Rausschmeißer auch mal ur-ur-ur-deutsch. Nee, das Ganze nimmt sich sehr modern aus. Der einzige Mann, dem ich sein übermäßige Affektiertheit locker verzeihen kann und ohne die er nicht wäre was er ist, schleudert uns wieder auf den Alltag herunter: Tumbeling Down von Tim Fischer, dem das körperbetonende paillettenbestickte Kleid so gut wie keiner und keinem anderen steht.

20.Bis zum Afrikanischen Schultertanz waren es 20 Titel, Lockerungsübungen (Moon-Walk) haben wir gemacht, Headbangen haben wir bei den Punks geübt und die Hüfte mit Glam-Hits gelockert. Über Abonesh Adenew gibt es sicher viel zu sagen, aber wie so viele der afrikanischen Künstler, steht im Netz nichts über sie. Daher bleibe ich die zur Werkverortung nötigen Fakten vorerst schuldig... Achso, nen zweiten Drink könnte sich ergooglen, wer mir mehr über die Äthiopierin verraten kann *grins*.


Viel Vergnügen - ach so - und Übersetzungen und (Werk-)Biographien gehen an meine E-Mailadresse.

Samstag, September 01, 2007

Kulturwissenschaft mit Désirré Nick

Von Frau Nick bin ich begeistert: In Eva go home mausert sie sich als wortgewandte Kulturwissenschaftlerin. Ganz wunderbar hat mir folgende Passage gefallen, in der sie über die mehr als befremdlichen Vorstellungen Frau Hermans Menschen anderer Kulturen betreffend schreibt:
[...] das bedeutet also zu Ende gedacht [...], dass Mann und Frau schon von ihren Körpern fremdbestimmt sind. Wenn du [Eva] daran glaubst, was ist dann erst mit den bunten Menschen? Mit den "Negern", den "Schlitzäugigen", den "Schokobraunen"? In deiner intakten Apfelkuchenwelt machen dann alle Schwarzen Musik, tanzen und rennen Marathon, ziehen sich einen Ring durch die Nase und unterhalten den Rest von uns. Die gelben Schlitzaugen trippeln als Geishas umher, servieren Tee, kochen Reis und reparieren unsere Computer.
Als Reaktion auf Hermans merkwürdige (naturgegebene! auf so einen Mist muss man erstmal kommen, ihn dann noch zu veröffentlichen ist grotestk) Rollenverteilung, schreibt sie weiter:
Und wenn man an der Börse nur im kleinen Schwarzen das große Geld machen könnte, dann wäre die Wall Street ab morgen bevölkert von Kerlen, die im schwarzen Latexdress im Büro an der Stange tanzen.
Liebe Désirré, das wäre ( mal ganz abgesehen vom Gleichstellungsgedanken) ja fast paradiesisch und ich, ich würde mich um ein Praktikum an der Wall Street bemühen ;-)

Mit viel Wortwitz geschrieben, schnell gelesen und unsagbar bissig. Bleibt mir nur, mich anzuschließen: Eva, willkommen im 21. Jahrhundert und Frau Nick, sie hätte ich gern als Bereicherung in der nächsten Ringvorlesung Kulturtheorie.

Dienstag, August 21, 2007

Mit gesundem Menschenverstand

Ist das Sommerloch eigentlich schon vorbei oder kam die Berichterstattung um den fremdenfeindlichen Übergriff beim Heimatfest Dorffest in Mücheln noch zeitlich adäquat? Wie dem auch sei, wie so oft würde ich mir etwas mehr gesunden Menschenverstand bei der Bewertung solcher Ereignisse wünschen.

Wenn vor dem Besuch von Dorffesten gewarnt wird, dann ist das an sich doch keine Neuigkeit und erst recht nichts, was man in den Medien unnötig hochspielen müsste. Denn auch mein persönliches Sicherheitsempfinden sagt mir, Dorffeste, Heimatfeste, Volksfeste und Stadtfeste sind Veranstaltungen mit erhöhtem Gefahren- und Gewaltpotential, welche ich ungeachtet Hautfarbe oder meines Äußeren vorziehen würde, zu meiden.

Dass Menschen wie
Edathy aber nun den gesamten Osten per se als ausländerfeindliches und von Fremdenhass geprägtes Gebiet darstellen, macht mich betroffen. Schlimmer noch, Frau Kahane sagt im Deutschlandfunk "Ich glaube das [fremdenfeindliche Übergriffe, Erg. d. A.] ist in der Tat etwas, was bei uns hier im Osten zum Alltag gehört.".

Das Passierte ist aufs Schärfste zu verurteilen, allerdings zeugt es auch nicht von besonders viel Feingefühl und Weitsicht, zu behaupten, dass das blutige Durchdiegassentreiben von Menschen mit Migrationshintergrund oder dunkler Hautfarbe zum Alltag der Ostdeutschen gehört. Vielleicht könnten wir im Radio bitte auch mal Leute hören, die von erfolgreichen Projekten berichten und die Situation nicht nur von der letzten Presseschau ausgehend beurteilen. Danke!

Mittwoch, August 15, 2007

Mixtape auf CD 08/2007


Nothing (16 Titel, 76:19)

Tracklisting:
01. "Bloodbeat" - Patrick Wolf (Lycanthropy, 2004) 3:50
02. "Egocentric Youth 2" - Kangaroo MusiQue (Egocentric Youth, 2007) 2:30
03. "Escorpião" - União Black (Funk/Soul Revival: Classic Tracks & the New Breed, 2007) 3:55
04. "Countdown" - Pulp (Countdown: 1992-1983, 1996) 4:42
05. "You are a parasite but I love you" - Phillip Boa And The Voodooclub (Faking To Blend In, 2007) 3:44
06. "Partyline (12")" - Stockholm Monsters (All At Once (Singles 1981-1987), 2002) 5:50
07. "Bring the Light" - Smashing Pumpkins (Zeitgeist, 2007) 3:40
08. "Love You For Never" - The Outcasts (Self Conscious Over You, 1979) 3:06
09. "Slow Show" - The National (Boxer, 2007) 4:08
10. "Lay In The Sun" - The Godz (Contact High With The Gods, 1966) 2:56
11. "Nothing" - The Fugs (The Harry Smith Connection: A Live Tribute to the Anthology of American Folk Music, 1998) 3:01
12. "i am a platypus head and tail" - Pompey (Pompey vs Vesuvius, 2006) 3:24
13. "Miracles and Wonders" - The Chameleons (Why Call It Anything?, 2001) 9:13
14. "Ladino Marimba Music: Indio Viviente" - Marimba Band of Nebaj (Music of the Maya-Quiches of Guatemala: The Rabinal Achi and Baile de las Canastas, 1978) 6:26
15. "Yankees Gone" - Steel Band Procession (Calypso Awakening from the Emory Cook Collection, 2000) 2:25
16. "Walenumalömbaliya" - Le Rail Band feat. Mory Kante (Classic Titles, 1973) 13:29

Aus dem Booklet:

... der August ist fast vorbei aber ich schaffe es gerade noch, die CD für den August ist hiermit raus. Heute mal mit professionellem Beipackzettel (nachdem ich diverse kritisch ausgerichtete Nachfragen bei meinen handgeschriebenen Erläuterungen einstecken musste, soll es nun so sein).
Ganz dem Auftrag, bei meinen Rezipienten einen breitgefächerten Geschmack zu bedienen, entsprechend, habe ich auf dieser CD wieder Musik zusammengestellt, die so vermutlich nie zusammengefunden hätte.

Los geht es mit Patrick Wolfs "Bloodbeat", welcher sich schon fast diskotauglich ausnimmt. Danach freie (unter Creative Commons) und zugleich zeitgeistkritische Musik von Kangaroo MusiQue.
Kurz darauf funken wir uns geschmeidig mit der União Black in den Bereich Popmusik.
Dort zu finden, die hochverehrten Pulp mit "Countdown".
Man könnte meine, die CD will alten Männern huldigen, aber um Phillip Boas "You are a parasite but I love you" von der neusten Platte kam wirklich ich nicht herum. Danach kommen die Klassiker.
Den Anfang machen die Stockholm Monsters mit "Partyline" aus den 1980ern.
Gefolgt von den großartigen Smashing Pumpkins deren Titel "Bring The Light" ich so oft in Deutschlands Realschulklassen und Stammtischrunden laut ausrufen möchte (Erleuchtung, bitte!).
Klassisch und doch immer wieder zu gebrauchen (da eine der besten Lebensweisheiten als Handreichung auf dieser CD) ist The Outcasts "Love You For Never". Geignet für die Momente, bei denen sich der gegenwärtige Partner doch nicht als für die Zukunft tauglich erwiesen hat. So gut kann eine Absage klingen!
Besinnen wir uns mit The Nationals "Slow Show" bevor es noch mal über-klassisch wird und The Godz ihren 1966 erschienenen Song "Lay In The Sun" darbieten - das war noch ziemlich lange vor der Erfindung des Punk.
Was uns unmittelbar zum nächsten Titel bringt: noch eine Lebensweisheit und Pre-Punk-Era-Band. Alles ist nichts; Montag nichts, Dienstag nichts, DaVinci nichts, Mohammed nichts, John Lennon nichts, Hollywood nichts... "Nothing" von The Fugs, den Urgesteinen des Punk aus New York.
Nach so vielen Musik-Eminenzen folgt mit "Pompey" ein junger Musiker, der eine ziemlich dichte Klangmischung, die sich am ehesten Richtung Folk einordnen lässt, spielt.
Motto dieser CD könnten auch The Chameleons sein: die sich mit "Miracles And Wonders" an einer Art Reggae-Rap-Song mit Trance und Electro-Elementen versuchen. Schon klar, heute nicht mehr revolutionär aber irgendwie immer noch recht cool.
Das wirklich revolutionäre an der folgenden Marimba "Indio Viviente" ist, dass man sie auf Band aufgezeichnet hat. Damals (1945) begab sich ein Ethnologe voller Ideale zu den Maya-Quichen Guatemalas und machte Feldaufnahmen verschiedener Rituale.
Von meiner liebsten Calypso-Neuentdeckung stammt "Yankees Gone", welches den vorletzten Titel darstellt.
Den Abschluss bildet die wohl beste Band Afrikas mit ihrem genau richtig gemessenen "Walenumalömbaliya", es könnte nie lang genug sein (und ist die bitter notwendige Abwechslung zu all den gewohnten Schreckensmeldungen aus Afrika).

Gut, wieder ordentlich "musikalische Entwicklungshilfe" geleistet. Wie immer gilt: Als Hintergrundmusik nicht geeignet - laut hören und die Energie spüren!

Sonntag, Juli 15, 2007

Mixtape auf CD 07/2007

Im Juli bewegen sich die Mixtapes auf CD vom stark individuellen Konzept weg und die Cover tragen fortan die Bilder der auf der jeweiligen Ausgabe enthaltenen CDs auf der Hülle. Leute mit Hang zur Informatik als Freunde sind toll!
Maßgeschneidert sind allerdings nach wie vor die Zusammenstellungen. Das kann ich leider nicht mehr fortsetzen und so werden ab August einheitliche CDs verschickt. Bedeutet aber musikalisch nichts Schlechtes, denke ich.

Hier nun die Auswahl einiger CDs aus dem Juli:


Very Modern Dance (20 Tracks, 78:04)

01. "The Watch Trick" - The Cribs (The Cribs, 2004): 2:09
02. "I'm The Night Before" - Kissogram (Nothing, Sir!, 2007): 3:30
03. "Impossible" - Shout Out Louds (Our Ill Wills, 2007): 6:48
04. "Staring At The Sun" - TV On The Radio (Young Liars, 2003): 4:01
05. "On Call" - Kings Of Leon (Because Of The Times, 2007): 3:21
06. "Listen" - Harrisons (No Fighting in the War Room, 2007): 3:57
07. "Sara e Tristana" - The Durutti Column (Amigos em Portugal, 1983): 2:56
08. "Lost" - The Mary Onettes (The Mary Onettes, 2007): 4:02
09. "Very Modern Dance" - Destroyer (Streethawk: A Seduction, 2001): 3:14
10. "Una Larga Cuesta Abajo" - El Hijo (Canciones Gringas, 2006): 4:46
11. "Childhood" - Beach House (Beach House, 2006): 3:35
12. "La Monogamie" - Malajube (Trompe - L'oeil, 2007): 4:56
13. "Flourescent Adolescent" - Arctic Monkeys (Favourite Worst Nightmare, 2007): 2:57
14. "Evil Energy, The Ill Twin Of.." - Frog Eyes (Tears Of The Valedictorian, 2007): 2:42
15. "She Is The New Thing" - The Horrors (Strange House, 2007): 3:21
16. "Master of the Universe" - Pulp (Freaks, 1986): 3:22
17. "Flying Under Cheap Kites" - The Isles (Perfumed Lands, 2006): 2:48
18. "I Believe In Symmetry" - Bright Eyes (Digital Ash In A Digital Urn, 2005): 5:25
19. "And God Created Brixton" - Carter The Unstoppable Sex Machine (A World Without Dave, 2000): 5:27
20. "Asleep From Day" - Chemical Brothers (Surrender, 1999): 4:47



Grounds For Divorce (13 Tracks, 51:10)

01. "Not Yet" - The Veils (Nux Vomica, 2006): 4:54
02. "You Made Me Like It" - 1990s (Cookies, 2007): 3:10
03. "Heatherwood" - Deerhunter (2007 Pitchfork Music Festival, 2007): 3:39
04. "That Summer, At Home I Had Become The Invisible Boy" - The Twilight Sad (Fourteen Autumns & Fifteen Winters, 2007): 4:48
05. "Void" - The Mary Onettes (The Mary Onettes, 2007): 3:27
06. "Flourescent Adolescent" - Arctic Monkeys (Favourite Worst Nightmare, 2007): 2:57
07. "Grounds For Divorce" - Wolf Parade (Apologies To The Queen Mary, 2005): 3:25
08. "She Is The New Thing" - The Horrors (Strange House, 2007): 3:21
09. "Time Left For Love" - Shout Out Louds (Our Ill Wills, 2007): 3:16
10. "Black Mirror" - Arcade Fire (Neon Bible, 2007): 4:13
11. "Montreal -40c" - Malajube (Trompe - L'oeil, 2007): 3:19
12. "We Like Boys" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007): 4:03
13. "The Sunshine Underground" - Chemical Brothers (Surrender, 1999): 8:38


She's A Superstar (19 Tracks, 71:10)

01. "Big Store" - Jacobites (Robespierre's Velvet Basement, 1985): 3:22
02. "Girlfriend In A Coma" - The Smiths (The Very Best Of, 2001): 2:03
03. "Anselmso" - Luisa Mandou Um Beijo (Share It Spread It Love It Vol.1, 2007): 3:27
04. "We Are Sleepyheads" - Belle And Sebastian (The Life Pursuit, 2006): 3:33
05. "Night Nurse" - Britta Phillips And Dean Wareh (L'Aventura, 2003): 3:53
06. "Dear Constable" - Harrisons (No Fighting in the War Room, 2007): 3:55
07. "Insistor" - Tapes 'n Tapes (The Loon, 2006): 4:20
08. "Shes An Apple Pie" - Kissogram (Nothing, Sir!, 2007): 2:32
09. "Fuck Writing" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007): 3:39
10. "Widow's Walk" - Swan Lake (Beast Moans, 2006): 3:40
11. "She's a Superstar (Edit)" - The Verve (The Verve E.P., 1992): 5:04
12. "Mirror Kissers" - The Cribs (The New Fellas, 2005): 3:38
13. "Province" - TV On The Radio (Return To Cookie Mountain, 2006): 4:37
14. "Woman" - Joseph Arthur (Nuclear Daydream, 2006): 4:49
15. "I'll Be Your Mirror" - The Velvet Underground & Nico (The Velvet Underground & Nico, 1967): 2:14
16. "The Well and the Lighthouse" - Arcade Fire (Neon Bible, 2007): 3:56
17. "Ton Plat Favori" - Malajube (Trompe - L'oeil, 2007): 2:28
18. "Las Flores" - Correo Aereo (Lo Que Me Dijo El Viento, 2001): 3:26
19. "Gnawoe" - Orchestra Baobab (African Salsa, 2007): 6:34



Modern World (16 Tracks, 55:57)

01. "Charmer" - Kings Of Leon (Because Of The Times, 2007): 2:56
02. "Calliope!" - The Veils (Nux Vomica, 2006): 3:35
03. "Modern World" - Wolf Parade (Apologies To The Queen Mary, 2005): 2:52
04. "She Is The New Thing" - The Horrors (Strange House, 2007): 3:21
05. "My Body Is a Cage" - Arcade Fire (Neon Bible, 2007): 4:47
06. "You only live once" - The Strokes (First Impressions of Earth, 2006): 3:09
07. "This Must Be Love" - Little Man Tate (About What You Know, 2007): 3:23
08. "Childhood" - Beach House (Beach House, 2006): 3:35
09. "Ode To London Transport" - David Sugar (Share It Spread It Love It Vol.1, 2007): 4:30
10. "50 Cents" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007): 3:14
11. "Montreal -40c" - Malajube (Trompe - L'oeil, 2007): 3:19
12. "Sous le soleil Jamaique" - DRDJEKILL (DRDJEKILL 3, 2005): 3:12
13. "Sax Parade" - Keletigui (African Salsa, 2007): 4:48
14. "Another Number" - The Cribs (The Cribs, 2004): 2:53
15. "Time Left For Love" - Shout Out Louds (Our Ill Wills, 2007): 3:16
16. "See You In The Next One (Have A Good Time)" - The Verve (A Storm In Heaven, 1993): 3:07


Here Comes The Summer (18 Tracks, 73:49)

01. "Deadwood" - Dirty Pretty Things (Waterloo to Anywhere, 2006): 2:31
02. "Every Girl" - Jacobites (Robespierre's Velvet Basement, 1985): 3:31
03. "Caravan Breakers, They Prey On The Weak And The Old" - Frog Eyes (Tears Of The Valedictorian, 2007): 7:35
04. "To Die a Virgin" - The Divine Comedy (Victory For The Comic Muse, 2006): 3:40
05. "Let's Make Love And Listen To Death From Above" - Css (Cansei De Ser Sexy, 2006): 3:31
06. "Dashboard" - Modest Mouse (We Were Dead Before The Ship Even Sank, 2007): 4:08
07. "Pate Filo" - Malajube (Trompe - L'oeil, 2007): 3:44
08. "Harmonie Ist Eine Strategie" - Tocotronic (Kapitulation, 2007): 4:34
09. "There's No Emotion" - Pulp (Freaks, 1986): 4:27
10. "Windowsill" - Arcade Fire (Neon Bible, 2007): 4:16
11. "Please Please Please" - Shout Out Louds (Howl Howl Gaff Gaff, 2005): 3:30
12. "We Like Boys" - Hard On (Fi(r)st Fuck, 2007): 4:03
13. "Manager In Love" - Kissogram (Nothing, Sir!, 2007): 4:07
14. "Here Comes The Summer" - The Fiery Furnaces (The Fiery Furnaces EP, 2005): 3:30
15. "Post Nobles" - The Isles (Perfumed Lands, 2006): 4:03
16. "Baby Don't Sweat" - The Cribs (The Cribs, 2004): 2:47
17. "Unsolved Mysteries" - The Animal Collective (Strawberry Jam, 2007): 4:25
18. "And God Created Brixton" - Carter The Unstoppable Sex Machine (A World Without Dave, 2000): 5:27