Ich finde, dieses ewige Grau da draußen ist genau der passende Anlass für ein Bisschen Musik. Außerdem hat sich im letzten halben Jahr auch viel an Musik angesammelt, die aufgrund ihrer "Güte" (schön gesagt, was?) einfach mal nicht vorenthalten werden darf. Fangen wir gleich an:
The Airy Snaps haben mich mit ihrer Single richtig gefesselt. Leider ist das nicht viel Musik, aber ich hoffe, dass da noch etwas nach kommt. Wie wäre es mit ein, zwei weiteren Titeln? Bis die fertig sind, lasse ich Killer's End kräftig weiter rotieren.
Atlas Strategic ist wieder voll meine Wolf Parade/Sunset Rubdown/Frog Eyes/Destroyer-Schiene. Und das kann man hören: Neben dem grandiosen aber sehr eigenwilligen Gesang gibt es musikalisch-rhythmisch so eine Mischung aus Rock und Blues, ist eher etwas für den speziellen Geschmack - ich will sie aber nicht mehr missen. Hörproben beispielsweise bei E-music. Achso, ne, sogar exklusiv nur dort. *glücklich*
Destroyers Your Blues darf natürlich nicht fehlen, wenn wir über die Wolf Parade-Ecke reden. Ich finde ja, auch wenn Streethawk: A Seduction schon grandios war, ist Your Blues das Konzentrat daraus. Mein Lieblingstitel ist Your New Ways Of Living, bei den Piano könnte ich regelmäßig verrückt werden. Selten hab ich mich über ein Destroyer-Album so gefreut. Für eine einsame Insel würde die in mein Reisegepäck wandern.
Drunksouls firmiert für mich unter Michael Jackson 2.0. Ernsthaft, der hat auch diesen Schrei drauf (Pain Of Life und Give Me A Sign). Musikalisch irgendwo zwischen Rock und Reggae, schlecht genau einordenbar, aber eigentlich gerade deshalb ja so gut.
Ducks Musik habe ich als interessanten Mix von Electronica und Trip-Hop plus Dub in Erinnerung. Besonders gut finde ich IntroDucktory offer und another offer.
Jetzt nicht erschrecken, Tripper von Efterklang hat absolut nichts mit der unschönen Krankheit zu tun. Im Gegenteil, es handelt sich um sphärische Musik aus Dänemark. Mein Lieblingstitel Step Aside und Collecting Shields.Das Ganze erinnert vielleicht noch im Entferntesten an Sigur Rós oder Múm, vielleicht auch noch Minotaur Shock mit einer Prise Dirty Three oder Low. Ach, halt einfach mal selber zu Gemüte führen.
Das ist so gemein: Owen Palett, Baujahr 1979 macht die tollste Musik (hat einen BA in Musik), sieht gut aus, lebt mit seinem Produzenten zusammen. Was hat unsereins schon vorzuweisen? Im Angesicht dieser Musik nicht viel, diese ist so etwas wie Elektro-Klassik, manchmal könnte ich mir den auch auf nem Mittelalter-Festival vorstellen. Er soll ja beim Melt gewesen sein - weiß jemand wie das aussah? Owen spielt auf der Violine Passagen auf ein per Fußpedal zu bedienendes Sampling-Gerät und singt dazu, gelegentlich wird er auch noch von einem Schlagzeug begleitet. Has A Good Home ist Nummer zwei für die entlegene Insel. Achso, lustig: "Your Head is shouting Please, Please, Please / Don't let your cock do all the work." Das aber nur am Rande...
Nun ja, was kann man hier sagen? Also The Fugs' Virgin Fugs ist eigentlich ein super Album. Dennoch ist es nichts, was man gewöhnlich hören würde - und das noch nicht mal, weil es besonders unmusikalisch oder öde wäre. Es ist melodisch, bissig, schmuddelig und skurril - eigentlich DER Mix für ein gutes Album. Super sind We Are The Fugs, das jeder Harmonie entbehrt, Amphetamine Shriek, "I don't need to cum/ for I have the common Amphetamine bum" und The Ten Commandments. Alles dreht sich um Sex, Drogen und Wortwitz (bei der Reihenfolge bin ich mir nicht sicher). Für die Nihilisten sei auf Nothing verwiesen.
Über Hard On aus Köln habe ich ja bereits hier geschrieben. An dieser Stelle sei speziell auf Locomotion, welches für mich einer der besten unter den bisher veröffentlichten Songs ist. Nicht nur die Musik von Hard On ist toll, nein, man bekommt sogar die E-Mails beantwortet und wird über die Zusammensetzung der Band informiert und zum ersten Konzert eingeladen. Kommt in den guten Osten, Boys and Girls, dann bin ich dabei. Achso, die Titel gibts übrigens alle im kostenfreien Download, sympathisch, was?
Auch weltmusikalisch soll hier etwas dabei sein. Daher empfehle ich mal Le Rail Band Feat. Mory Kante mit ihrem Album Classic Titles. Musikalisch muss man sich das etwa so vorstellen, wie wenn im Sahel E-Gitarre gespielt wird und jemand mit markanter Stimme dazu singt. Das ist so genial, macht Eindruck und lässt einen nach dem 13:29 Minuten dauernden Walenumalömbaliya sprachlos aber angenehm beschwingt zurück. Komme mir noch mal einer und sage, in Afrika gäbe es nur lahme Weltmusik - dem Hau ich das Ding um die Ohren, auch wenns dazu viel zu Schade ist. Für die Insel CD Nummer drei, welche ich mitnehme.
Okay, jetzt der großartige Monsieur Untel: Sein Album ist wirklich faszinierend abwechslungsreich. Leider kann ich nicht genug Französisch aber es geht um Tiere. Total scharf ist, dass er deren Laute imitiert und dann einspielt. Musikalisch geht das von Chanson bis Elektronica und auch mal Rock. Und das unter Creative Commons. Mal bitte so etwas im Radio!
Robespierre's Velvet Basement von den Jacobites hat mich auch beeindruckt. Manchmal mache ich auf E-Music richtige Entdeckungen. Das Album stammt von 1985 und ist textlich genau das Richtige für den Herbst. Es ist im wesentlichen Rock & Pop mit ner ordentlichen Portion Mundharmonika (klingt zumindest so). Die Texte sind bissig bis ironisch und richten sich gegen den Rest der Welt. Mir gefällt besonders Big Store, It'll All End Up In Tears und Ambulance Station. Was soll ich noch darüber schreiben - hört es euch einfach mal an.
Okay, zwei Alben hab ich noch. Eines ist das suuuuper kurzweilige A Lesson In Crime von Tokyo Police Club. Hui, also selten hat mich ein so kurzes Album so begeistert. Keiner der Titel reicht an 3 Minuten heran, alle haben aber ne Menge Energie intus. Und das ist Alles so gemein: Wieder eine kanadische Band, die sich vor ihrer Auflösung nie nach Deutschland verirren werden. Was bleibt da noch, außer sich das Album immer wieder anzuhören? Ich empfehle Cut Cut Paste, für mich der beste Titel und den Opener Cheer It On. Aber bei der Kürze ist auch der Rest vergnüglich und leider zu schnell gehört. Anspielliste hier. Tokyo Police Clubs A Lesson In Crime wäre auch eine der 50 Alben die ich ständig bei mir haben wöllte - koste es, was es wolle...
Jetzt hätte ich beinahe geschrieben: Das Beste zum Schluss. Kann man mal sehen, wie prägend 4 Tage mit White Whales WWI waren. Ich höre in dem Album viel Arcade Fire, eine Menge Anleihen bei Sunset Rubdown/Frog Eyes und Wolf Parade. Aber doch nichts Vertrautes. Die stilistischen Vergleiche funktionieren hier eher als Zutatenliste eines Rezeptes, am Ende kommt etwas völlig neues heraus. Mal ist das düster, verzweifelt, manchmal verspielt sphärisch und gelegentlich auch poppig. Als Anspieltips würde ich The Admiral, I Love Lovely Chinese Gal, What's An Ocean For? und das verträumte Fidget And Fudge sowie das beinahe leichte We're Just Temporary, Ma'am empfehlen. Man sieht, die Auswahl fällt schwer. Reinhören kann man hier. WWI nehme ich auch mit auf die Insel, selbst wenn ich dafür'n Shirt wieder auspacken muss.
Langes Posting, aber mit genialer Musik soll man nicht hinter dem Berg halten. In diesem Sinne, viel Vergnügen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen