Weil wir hier leider kein Meer haben, an dessen Strand wir uns einfach so legen könnten, weichen wir in Mitteldeutschland auf andere (Kultur-)Techniken aus:
Anstatt mittags frei zu machen, tun wir so, als wären wir im Sprachkurs bei der Sache. Funktioniert nicht unbedingt genauso gut, aber hat den selben Erholungseffekt (große Gruppen vorausgesetzt, ansonsten kommt man doch andauernd dran und dann ist die Siesta ja doch wieder hin).
Frappé&Co können durch Tee- bzw. alle erdenklichen Shakes ersetzt werden. Man kann sogar Shakes kaufen, die wie Schokolade aussehen, aber nach Erdbeere schmecken. Hoch lebe die Aromenindustrie.
Das von mir so geschätzte Sehen und Gesehenwerden in Kaffees, Tavernen und dergleichen haben wir etwas abgeändert, denn Faulenzen passt nicht ins arbeitssame Deutschland. Hier nehmen wir von Termin A zu Termin B lieber den Weg, wo wir am meisten Menschen sehen können (also Einkaufspassagen, Barmeilen und ähnliches mehr). Das ist zwar absolut nicht vergleichbar (man wirkt so furchtbar gehetzt), aber schon eine recht gute Übung für den Ernstfall.
In diesem Sinne, viel Spaß in der Sonne.
Freitag, Mai 25, 2007
Donnerstag, Mai 17, 2007
In der Krabbelgruppe
Selbsternannte und anerkannte Psychologen, Lernexperten, Schulreformisten und Walldorf-Schulabgänger, sie alle haben es schon immer gewusst. Jetzt wird auch mir es klar: Wo andere soziale Kompetenzen haben, sitzt bei mir ein durch Frontalunterricht und Erwachsenenbildungsmethoden verkümmertes Häufchen.
Direkt nach dem Mauerfall eingeschult, bedeutete Schule, dass vor der Klasse eine Lehrkraft steht und unterrichtet. Anstelle von Lernspielchen (ala "Wenn du zwei Birnen malst und noch ein mal zwei dazu malst, wie viele Birnen hast du dann?") galt es bei uns Zahlen auf dem Papier oder im Kopf zu addieren. In Gemeinschaftskunde oder Botanik lernten wir, wie Prozesse in der Umwelt funktionieren oder Pflanzen zu pflegen sind. Vielleicht sprachen wir nie mit ihnen, aber oftmals genügten auch Erde, Licht und Wasser um sie wachsen zu lassen. Alles war ja so schrecklich ernsthaft und unspaßig.
Gleichermaßen trist lief meine Sozialisation im Post-Mauerfalls-Deutschland ab. Meine Rabenmutter und -Großmutter schickten mich früh in die Schule und ich blieb dort bis 15Uhr im Hort. Meine sozialen Defizite erklären sich aus den unterbliebenen Spielrunden mit Schulpsychologen vorm Memory-Spielfeld. Statt Konflikte mittels gewalthemmender Kartoffeldrucke auf Tapetenrückseiten zu lösen, jagten meine Schulkameraden und ich uns über den Schulhof, versteckten uns, traten in Gruppen bei - scheinbar gegenwärtig als verroht wahrgenommenen - Wettkämpfen gegeneinander an. Statt mit Farbkleksen auf der Kleidung kehrten meine Mitschüler und ich mit blauen oder Grasflecken heim.
Die Serie von Systemschwächen und Fehlentscheidungen setzte sich auch in meiner Gymnasialzeit fort. Erste soziale Auffälligkeiten wurden sichtbar, als ich mit meinem Freund zusammen Besteck in großer Zahl (und zum evidenten Nachteil aller) in der Schulkantine verbog. Hätte meiner Mutter doch nur schon damals richtig reagiert. Stattdessen stimmte sie jedoch dem Angebot der Schulleiterin, uns das Besteck wieder geradebiegen lassen zu müssen, zu. Weiterer Vorschub wurde meiner sozialen "Entkompetenzierung" und dem Heranreifen meines Ichs als gesellschaftlich nicht integrationsfähig geleistet, als das Besteck unter herzlichem, aber verstehendem Lachen der Essensraumkraft stattfand und dem Ganzen die belehrende Wirkung genommen wurde. Schlimmer noch: Sie war die einzige Person des gesamten Schulsystems mit der wir uns seitdem immer gut verstanden.
Derart sozial verformt: verroht, desintegriert, ohne Empfinden für moralische und soziale Werte begann mein äußerer Aufstieg und innerlicher Verfall. Schnell gelang es mir, per Diktat die gesamte Klasse hinter mich zu bringen und mich als Klassen- und später dann Kurssprecher in Folge wählen zu lassen. Ich störte massiv die Gleichbehandlung Aller, in dem ich der Entwicklung von außerschulischen Sympathieverhältnissen mit der ein oder anderen Lehrkraft aktiv Vorschub leistete und diese (später) dann auch für meine Zwecke nutzte.
Ohne ein besonders differenziertes Empfinden für Gemeinsinn durchlief ich meine Sekundarstufen, wo andere sich im Lösen von Konflikten mittels Händefassens, Liedersingens und Gegenständeertastens im Jutesack übten, konnte ich auf das Wissen meiner Banknachbarn bauen oder aber unbeliebte Aufgaben, wie etwa die Moderation der Abifeier, mit übernehmen. Wir hatten kein elaboriertes Prinzip des gemeinschaftlichen Lernens, des gemeinsamen Feierns mit unseren gleichberechtigten Lehrkräften, es gab keine Stunden, in denen wir beim Basteln von Papiervögeln Spannungen abbauen konnten. Für uns waren Pausen, Lachanfälle und - die wenigen - spannenden Stunden der Schulalltag, an den sich Treffen im Freundeskreis anschlossen. Wir waren Individuen und wurden auch so behandelt und wahrgenommen.
Am längeren Hebel sitzen die selbsternannten und anerkannten Psychologen, Lernexperten, Schulreformisten und Walldorf-Schulabgänger. Unikurse kommen kaum noch ohne Elemente frühkindlichen Spielens und des mir zuletzt aus meiner Kindergartenzeit vertrauten engen Imkreissitzens aus. Die - ihrer Kindheit beraubte Meute? - willigt begeistert auf den, die persönliche Intimsphäre verletzenden Vorschlag ein. Stühle werden in der Mitte des Raumes angeordnet, 10 Teilnehmer rotten sich im Zentrum des Raumes, an dessen Tür man kurz "Krabbelgruppe" zu lesen glaubte, zusammen. Auf dass auch ein Jeder Ellenbogen und Körpergeruch des Nachbarn wahrnehmen und so Teil am neugelebten und mir so unheimlich erscheinenden Gemeinschaftssinn haben möge. Denn echte soziale Kompetenz entsteht, wo nichts anderes mehr geht...
Direkt nach dem Mauerfall eingeschult, bedeutete Schule, dass vor der Klasse eine Lehrkraft steht und unterrichtet. Anstelle von Lernspielchen (ala "Wenn du zwei Birnen malst und noch ein mal zwei dazu malst, wie viele Birnen hast du dann?") galt es bei uns Zahlen auf dem Papier oder im Kopf zu addieren. In Gemeinschaftskunde oder Botanik lernten wir, wie Prozesse in der Umwelt funktionieren oder Pflanzen zu pflegen sind. Vielleicht sprachen wir nie mit ihnen, aber oftmals genügten auch Erde, Licht und Wasser um sie wachsen zu lassen. Alles war ja so schrecklich ernsthaft und unspaßig.
Gleichermaßen trist lief meine Sozialisation im Post-Mauerfalls-Deutschland ab. Meine Rabenmutter und -Großmutter schickten mich früh in die Schule und ich blieb dort bis 15Uhr im Hort. Meine sozialen Defizite erklären sich aus den unterbliebenen Spielrunden mit Schulpsychologen vorm Memory-Spielfeld. Statt Konflikte mittels gewalthemmender Kartoffeldrucke auf Tapetenrückseiten zu lösen, jagten meine Schulkameraden und ich uns über den Schulhof, versteckten uns, traten in Gruppen bei - scheinbar gegenwärtig als verroht wahrgenommenen - Wettkämpfen gegeneinander an. Statt mit Farbkleksen auf der Kleidung kehrten meine Mitschüler und ich mit blauen oder Grasflecken heim.
Die Serie von Systemschwächen und Fehlentscheidungen setzte sich auch in meiner Gymnasialzeit fort. Erste soziale Auffälligkeiten wurden sichtbar, als ich mit meinem Freund zusammen Besteck in großer Zahl (und zum evidenten Nachteil aller) in der Schulkantine verbog. Hätte meiner Mutter doch nur schon damals richtig reagiert. Stattdessen stimmte sie jedoch dem Angebot der Schulleiterin, uns das Besteck wieder geradebiegen lassen zu müssen, zu. Weiterer Vorschub wurde meiner sozialen "Entkompetenzierung" und dem Heranreifen meines Ichs als gesellschaftlich nicht integrationsfähig geleistet, als das Besteck unter herzlichem, aber verstehendem Lachen der Essensraumkraft stattfand und dem Ganzen die belehrende Wirkung genommen wurde. Schlimmer noch: Sie war die einzige Person des gesamten Schulsystems mit der wir uns seitdem immer gut verstanden.
Derart sozial verformt: verroht, desintegriert, ohne Empfinden für moralische und soziale Werte begann mein äußerer Aufstieg und innerlicher Verfall. Schnell gelang es mir, per Diktat die gesamte Klasse hinter mich zu bringen und mich als Klassen- und später dann Kurssprecher in Folge wählen zu lassen. Ich störte massiv die Gleichbehandlung Aller, in dem ich der Entwicklung von außerschulischen Sympathieverhältnissen mit der ein oder anderen Lehrkraft aktiv Vorschub leistete und diese (später) dann auch für meine Zwecke nutzte.
Ohne ein besonders differenziertes Empfinden für Gemeinsinn durchlief ich meine Sekundarstufen, wo andere sich im Lösen von Konflikten mittels Händefassens, Liedersingens und Gegenständeertastens im Jutesack übten, konnte ich auf das Wissen meiner Banknachbarn bauen oder aber unbeliebte Aufgaben, wie etwa die Moderation der Abifeier, mit übernehmen. Wir hatten kein elaboriertes Prinzip des gemeinschaftlichen Lernens, des gemeinsamen Feierns mit unseren gleichberechtigten Lehrkräften, es gab keine Stunden, in denen wir beim Basteln von Papiervögeln Spannungen abbauen konnten. Für uns waren Pausen, Lachanfälle und - die wenigen - spannenden Stunden der Schulalltag, an den sich Treffen im Freundeskreis anschlossen. Wir waren Individuen und wurden auch so behandelt und wahrgenommen.
Am längeren Hebel sitzen die selbsternannten und anerkannten Psychologen, Lernexperten, Schulreformisten und Walldorf-Schulabgänger. Unikurse kommen kaum noch ohne Elemente frühkindlichen Spielens und des mir zuletzt aus meiner Kindergartenzeit vertrauten engen Imkreissitzens aus. Die - ihrer Kindheit beraubte Meute? - willigt begeistert auf den, die persönliche Intimsphäre verletzenden Vorschlag ein. Stühle werden in der Mitte des Raumes angeordnet, 10 Teilnehmer rotten sich im Zentrum des Raumes, an dessen Tür man kurz "Krabbelgruppe" zu lesen glaubte, zusammen. Auf dass auch ein Jeder Ellenbogen und Körpergeruch des Nachbarn wahrnehmen und so Teil am neugelebten und mir so unheimlich erscheinenden Gemeinschaftssinn haben möge. Denn echte soziale Kompetenz entsteht, wo nichts anderes mehr geht...
Dienstag, Mai 15, 2007
Mixtape auf CD 05/2007
Das Mixtape auf CD im Mai kam für alle Rezipienten mit individuellem Cover und Tracklisting. Hier nun eine kleine Auswahl der Cover und Tracks, die darauf jeweils zu finden waren. Gemäß der Jahreszeit reichten die Motive von floralen Arrangements über Reiseimpressionen bis zu Outdoor-Sportarten. Die kurze Spielzeit der CDs resultiert aus den verwendeten 8cm/23min-Rohlingen. Allerdings hatten die kleinen Silberlinge damals auch ein Jewelcase, was bei den heutigen 80min-Rohlingen zu teuer kommt. Hier sind also die 5 aus 5 2007.
Us Ones In Between (5 Tracks, 22:46)
01. "Sorry" - Youth Group (Casino Twilight Dogs, 2007): 3:29
02. "Us Ones In Between" - Sunset Rubdown (Shut Up I Am Dreaming, 2006): 4:26
03. "Still In Love Song" - The Stills (Logic Will Break Your Heart, 2003): 3:40
04. "linzserenade" - Gustav 2 (Rettet Die Wale, 2004): 4:12
05. "How It Ends" - Devotchka (How It Ends, 2004): 6:59
Helicopters (6 Tracks, 21:50)
01. "Pura Candela" - Fruko Y Sus Tesos (Discos Fuentes: A Retrospective, 2007): 3:57
02. "Machete" - Novalima (Independent Music Awards Winners 2007, 2007): 3:49
03. "Que Rico El Mambo (Performed by Dámasco Pérez Prado)" - Gustavo Santaolalla (The Motorcycle Diaries, 2004): 2:29
04. "Meeting Paris Hilton" - Css (Cansei De Ser Sexy, 2006): 3:09
05. "Hellicopters" - Yidcore (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 2:36
06. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
Boys Of Melody (5 Tracks, 22:24)
01. "Cruz De Sal" - Aterciopelados (Oye, 2006): 3:27
02. "Let It Roll" - Andrew Morris (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 3:25
03. "Boys of Melody" - The Hidden Cameras (Shortbus Soundtrack, 2006): 5:02
04. "We Don't Want No War" - Piet Shaw & The Revolutionary Theatre (Independent Music Awards Winners 2007, 2007): 4:40
05. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
The Magic Position (5 Tracks, 19:46)
01. "Talk To Me" - Mink (Mink, 2007): 3:23
02. "The Magic Position" - Patrick Wolf (The Magic Position, 2007): 3:53
03. "In Houston" - Tapes 'n Tapes (The Loon, 2006): 4:04
04. "Hellicopters" - Yidcore (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 2:36
05. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
Long Before Rock 'n Roll (5 Tracks, 22:44)
01. "Kolla Kolla" - The Ark (Shortbus Soundtrack, 2006): 5:27
02. "Long Before Rock 'n Roll" - Mando Diao (Ode to Ochrasy, 2007): 2:49
03. "Meeting Paris Hilton" - Css (Cansei De Ser Sexy, 2006): 3:09
04. "Insistor" - Tapes 'n Tapes (The Loon, 2006): 4:20
05. "How It Ends" - Devotchka (How It Ends, 2004): 6:59
Us Ones In Between (5 Tracks, 22:46)
01. "Sorry" - Youth Group (Casino Twilight Dogs, 2007): 3:29
02. "Us Ones In Between" - Sunset Rubdown (Shut Up I Am Dreaming, 2006): 4:26
03. "Still In Love Song" - The Stills (Logic Will Break Your Heart, 2003): 3:40
04. "linzserenade" - Gustav 2 (Rettet Die Wale, 2004): 4:12
05. "How It Ends" - Devotchka (How It Ends, 2004): 6:59
Helicopters (6 Tracks, 21:50)
01. "Pura Candela" - Fruko Y Sus Tesos (Discos Fuentes: A Retrospective, 2007): 3:57
02. "Machete" - Novalima (Independent Music Awards Winners 2007, 2007): 3:49
03. "Que Rico El Mambo (Performed by Dámasco Pérez Prado)" - Gustavo Santaolalla (The Motorcycle Diaries, 2004): 2:29
04. "Meeting Paris Hilton" - Css (Cansei De Ser Sexy, 2006): 3:09
05. "Hellicopters" - Yidcore (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 2:36
06. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
Boys Of Melody (5 Tracks, 22:24)
01. "Cruz De Sal" - Aterciopelados (Oye, 2006): 3:27
02. "Let It Roll" - Andrew Morris (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 3:25
03. "Boys of Melody" - The Hidden Cameras (Shortbus Soundtrack, 2006): 5:02
04. "We Don't Want No War" - Piet Shaw & The Revolutionary Theatre (Independent Music Awards Winners 2007, 2007): 4:40
05. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
The Magic Position (5 Tracks, 19:46)
01. "Talk To Me" - Mink (Mink, 2007): 3:23
02. "The Magic Position" - Patrick Wolf (The Magic Position, 2007): 3:53
03. "In Houston" - Tapes 'n Tapes (The Loon, 2006): 4:04
04. "Hellicopters" - Yidcore (Rubber Records Sampler 2007, 2007): 2:36
05. "Elephant Gun" - Beirut (Lon Gisland, 2007): 5:50
Long Before Rock 'n Roll (5 Tracks, 22:44)
01. "Kolla Kolla" - The Ark (Shortbus Soundtrack, 2006): 5:27
02. "Long Before Rock 'n Roll" - Mando Diao (Ode to Ochrasy, 2007): 2:49
03. "Meeting Paris Hilton" - Css (Cansei De Ser Sexy, 2006): 3:09
04. "Insistor" - Tapes 'n Tapes (The Loon, 2006): 4:20
05. "How It Ends" - Devotchka (How It Ends, 2004): 6:59
Freitag, Mai 04, 2007
Rubber Records Sampler 2007 y más
Huh! Seit 2 Tagen habe ich schon Gelegenheit in den "Rubber Records Sampler 2007" hineinzuhören. Ich gestehe, das ist der beste kostenfreie Sampler der mir seit längerem untergekommen ist. Hat musikalisch so ziemlich alles, was ich in irgendeiner Form auch höre. Starke Tracks: "Stand Back" von Offcuts, "Let It Roll" von Andrew Morris (okay, klingt verdammt nach The Black Keys, ist deswegen aber nicht minder gut), "Guillotine" von GB3 und "Helicopters" von Yidcore (Geständnis: Mein Lieblingssong auf dem Sampler). Fazit: Kostet ein paar MB im Download, ansonsten aber kostenlos bei eMusic* im Programm. Viel Spaß beim Hören.
Ebenfalls kostenfrei bei gleicher Quelle liegt "Rock The Earth Sampler 2" vor. Insgesamt eher durchwachsen, aber auch hier am Ende noch ein sehr guter Titel von Adam Richman, nämlich "Mary-Anne". Die anderen Songs haben bei mir keinen besonders großen Eindruck hinterlassen, aber 'nem geschenkten Gaul (weil kostenlos) schaut man - bekanntlich - nicht ins Maul.
Außerdem verschenkt eMusic noch den "Suburban Home and Friends Summer 2006 Sampler". Gekennzeichnet als Alternative/Punk, ist die Sammlung erfreulich vielseitig, wenn auch insgesamt für mich ein wenig zu laut, zu viel Geschrei. Am interessantesten darauf: Ghost Buffalo, The Cardinal Sin und Laymen Terms. Fazit: Kann man auch herunterladen, lohnt sich aber vielleicht vorher mal reinzuhören und dann per pick&miss ein paar Titel zu ziehen.
Okay,der hier ist wirklich toll. Auf "Independent Music Awards Winners 2007" sind 38 Tracks auf 2 CDs verpackt. Herausragend (weil sich vom Rest der Titel durch Stil und Rhythmus abhebend) sind folgenden Titel: "Isaac's Blues" von Duane Andrews, ein frisches Instrumental aus Streichern, Gitarren und Bläsern bei dem man ein Baguette oder irgendwas zur Hand haben sollte, macht Hunger auf mediterranes Lebensgefühl. Die Live-Aufnahme von "Salaam" dargeboten von Sheva, dürfte unter Umständen bekannt sein, spätestens wenn man es hört. Nach dem xten Hören etwas nervig, aber dennoch gut, weil anders. Super ist auch Novalima (aus Lima? Nur so'n Gedanke...) mit "Machete". Diesen schönen Song presse ich in mein nächstes Referat, wenn es auch nur im entferntesten mit Lateinamerika zu tun hat. So gut ist der. Etwas klassischer ist es bei Inca Son und seiner "Viaje A La Montaña". Klingt nach gut gemachter Panflötenmusik und einer gehörigen Portion Lokalkolorit in Form von gackernden Hühner, und Geräuschen emittierenden Nutztieren. Der eigentliche Clou ist aber der Kuckuck. Wikipedia (wo ich gerade nachgeschaut habe) verschweigt, ob es Kuckucks in den Anden gibt. Ich muss meine Ornithologen-Mutter fragen...
Fazit: Toller, ebenfalls kostenfreier Sampler den man eigentlich komplett runterladen & dann staunen kann, was es für aufregende Musik gibt.
*: Alle kostenfreien Downloads setzen einen Account/Registrierung bei eMusic.com voraus.
Labels:
Adam Richman,
Andrew Morris,
Duane Andrews,
Empfehlung,
GB3,
Ghost Buffalo,
Inca Son,
Laymen Terms,
Música,
Musik,
Novalima,
Offcuts,
Review,
Sheva,
The Cardinal Sin,
Yidcore
Mittwoch, Mai 02, 2007
Musik aus aller Welt
So, jetzt endlich mal wieder ein paar Besprechungen in Sachen "Weltmusik". Eigentlich widerstrebt es mir, dieses Label zu verwenden, aber ein passender Ersatz ist mir noch nicht untergekommen. "International" finde ich gleichermaßen schwach. Damit halte ich mich jetzt nicht auf. Vamos!
Aterciopelados (die ersten 10 Male immer falsch gesprochen, is aber auch gemein) habe ich mit ihrem Album "Oye" kennengelernt. Super gekickt hat der Titel "Complemento", passte damals vor meiner Brüssel-Reise gut zu meiner Stimmung. Ich mag es, wie sich die Frontsängerin stimmlich in den Song reinhängt und man mit dem Rhythmus unweigerlich mitschwingt. Im Text geht es um etwas menschliches, nämlich den persönlichen Gegensatz (el complemento). Die Platte ist wirklich oft in Rotation, zuhause und auf dem Stick, aber manche Titel begeistern einfach mal nicht nachhaltig. Entweder gelingt es halt, dass Songs auf subtile Art politisch sind ("Don Dinero") oder eben nicht ("Oye Mujer"). Durchgängig gut kamen aber alle die Songs, wo die Band versucht, gute Musik zu machen (so "Cruz de Sal"). Fazit: Mit den starken Titel einer meiner Evergreens (mit den schwächeren immerhin gut genug als Opener für meinen "La Mujer en América Latina"-Vortrag.)
Cello Trio war mit "Tango Brasileiro" die Hälfte meiner kostenlosen Einstiegs-MP3-Dateien. Habe ich bis heute nicht bereut. Obgleich ich die Platte selten durchhöre. Immer wieder verzückt bin ich bei den Streichern in "Confidencias" und "Julieta" (ja, hmm, mutet beides nicht sonderlich brasilianisch an, stimmt schon). Aber ich schätze an dem Album die großelterliche Kompatibilität und Tauglichkeit für beinahe alle erdenklichen Anlässe. Musikalisch: Tangorhythmen, völlig instrumental, kein Gesang, sehr ruhig, die letzten Titel ("Trapetie" und "Petits Enfants Et Animaux") schon ehernervig experimentell. Fazit: Lohnende Anschaffung, wenn auch eher nur partiell.
Choying Drolma And Steve Tibbetts und ihr Album "Selwa" sind schon recht exotisch in meiner Sammlung. Ich muss gestehen, ich wurde durch das Cover auf sie aufmerksam. Im Grunde haben hier ein Musikexperte und eine nepalesische Nonne zusammen Musik aufgenommen. Die Nonne singt, der Musikexperte (westlicher Prägung) steuert die instrumentale Untermalung bei, möglicherweise auch das Abmixen. Das Ganze klingt schon sehr meditativ, man hat ein paar Trommeln und das typische Klingeln und Bimmeln, wie man es vom Soundtrack von "Himalaya" (Bruno Coulais) kennt, im Ohr. Mir persönlich gefällt das ruhige, urtümliche Moment auf der CD sehr gut. Eher etwas zum alleine hören, wenn dann aber am ehesten "Palden Rangjung" (ist fast schon clubig, vielleicht sollte jemand das mal geschickt remixen). Fazit: Träumerische Scheibe für die kontemplativen Momente bei kühler Witterung (im Sommer wirkt die Scheibe sicher nicht so).
Correo Aereo ist auch eine meiner eMusic-Entdeckungen. Das Album "Lo Que Me Dijo El Viento" ist recht ursprünglich, volkstümlich, klassisch. Die Gruppe (vermutlich geleitet von der Dame auf dem Cover) spielt Volkslieder aus dem "Andenraum" (ha, herrlich, wie unpräzise und europäisch ich das wieder schrieb). Abwechslung ist echt die Stärke dieses Albums. "Pena Huasteca" ist schwer, melancholisch, bei "Golpes Tocuyanos" wird der Takt im Titel gewechselt und ist insgesamt schneller und "Al Son De La Tambora" ginge ja locker auch als Begleitmusik für die Parade des Karnevals der Kulturen in Berlin durch. Nein, wirklich: Die CD ist fesselnd und jeder Titel hat andere Nuancen. Fazit: Neue Interpretationen volkstümlicher Lieder, durchaus mit den Hörerwartungen des durchschnittlichen (West-)Europäers kompatibel. Spanischsprecher könnten auch Spaß an den Texten finden.
Css (Cansei De Ser Sexy) haben ja richtig eingeschlagen. Das Phänomen ging bis vorige Woche an mir total vorbei, dann bin ich auf einer brasilianischen Seite auf ihr Album "Cansei De Ser Sexy" aufmerksam geworden. Die Musik, huh, nicht neu aber mich begeistert die Kraft der einzelnen Titel. Die Texte, immer provokant ("Art Bitch"), der Klang lässt sich vielleicht gut als Mix aus elektronischen Elementen (die teilweise an Klangschnippsel vom C46 erinnern) und hektischen, gehetzten Rhythmen die aus jedem Club stammen könnten, beschreiben. Die Songs erzählen - so weit ich das bisher sah - von unserer Zeit und allem, was einhergeht mit der Cultura de maçãs einhergeht. Okay, "Bezzi" ist auch ne angenehme, weniger offensichtlich politische Pop-New-Wave-Was-Auch-Immer-Nummer. Fazit: Ein paar Paulistas, die wissen, wie man es krachen lässt. (Und der Zug, bei ihrem ersten Album eine CD-R für das private Kopieren beizulegen,schmeichelt mir ungeheuer.)
Dadi haben mit dem Album "Dadi" einen Stein bei mir im Brett. Wann immer ich die CD höre, so möchte ich dringend Caipirinha, Cashew, Açaí, Serigüela, Buriti, Bacuri, Patavá und Sapiri trinken. Macht man besser nicht, sagt Luis Fernando Verissimo. Ist nicht schlimm, denn bei so viel Alkohol entgeht einem auch diese lockere, leichte Mischung aus auf brasilianisch vorgetragenen Popsongs. Die Trommeln sind toll und ich ertappe mich mehrfach dabei, mich ausziehen zu wollen, schöne Menschen am Strand betrachten und küssen zu wollen. Ehm, Brasilianisch hat eine eigenartige Wirkung auf mich... Die dafür (und natürlich auch für alle anderen wärmeren nordeuropäischen Momente) geeignetsten Titel sind meines Erachtens "2 Perdidos" und "No Coração da Escuridão". Fazit: Eine kleine, unkomplizierte CD für Leute mit einer Affinität für den Klang des Brasilianischen.
El Hijo ist ein Ein-Mann-Projekt aus Spanien (so vermute ich). Sein Album "El Piel Del Oso" ist genau so: überraschend. Der Mann singt auf Spanisch, lässt sich mal von Piano oder Gitarre begleiten und am Ende sitzt man vor der Anlage und denkt "Wow". Die Songs breiten sich langsam aus und mit wenig Zeit und viel Hintergrundgeräuschen bleibt einem die Welt von El Hijo garantiert verschlossen. "Esa Musica Sombria" springt mal eben von ruhig zu schnell, fast schon wie ein Marsch, dazwischen immer wieder zurück in den langsamen Takt vom Anfang, sporadisch Schlagzeug, Piano, Geiger und Gesang. Textlich geht das Ganze auch in Richtung Momentaufnahme unserer Gesellschaft ("El Senor de las Bestias") und um die Dinge, die einen oder anderen selbst schon mal passiert sind (unglücklich verliebt, "Un Ayer"). Fazit: Tolle Musik, abseits des schnöden Rock En Español oder des Iglesias-Clans.
Hector Buitrago widmet sich mit "Conector" einer Art postmodernen Interpretation der Mythen Lateinamerikas, vermischt mit Beobachtungen aus der heutigen Zeit. Klanglich lässt sich das als einer Art kontemporäre, akustische Neuinterpretation des kulturellen ("lateinamerikanischen") Erbes Buitragos beschreiben. Spannung, Rythmen, Trommeln, sich wiederholende Klangmuster und Gesang (übrigens auch auf brasilianisch bei "Fruto Real" -> Fruto Reauuuu. Super!). Mich begeistert wie weit sich Buitrago vom Stil der "Aterciopelados" (dessen Mitglied er lange Zeit war) entfernt hat. Besonders markant sind "Troncoroca Vientomar", "Musica Somos" und besagtes "Fruto Real". Fazit: Für aufgeschlossene Hörer eine der modernsten und auch eigenwillistgen - und deshalb auch tolle - Platten aus dem Dunstkreis der "Latin" Music.
Les Luthiers, ja, wie sag ich es. "Sonamos Pese A Todo" ,eine CD, die sich mit einem andauernden Augenzwinkern anzuhören ist. Im Opener "Introducción" erfahren wir, dass es auf dieser CD um die Stücke von Maestro Piero geht, die von Les Luthiersdurch den Kakao gezogen vorgetragen werden. Beim ersten Stück "El Alegre Cazador Que Vuelve A Su Casa Con Un Fuerte Dolor Aca" hören wir, wie zwei Musiker eine rauchen und sich unterhalten ("pscht, weißt du schon...Vorsicht, pass auf!) und einen Notenständer umwerfen während ein anderer das Stück spielt auf dass sie am Ende euphorisch einsteigen und gehetzt zu Ende bringen. Die Themen sind ganz auf Spaß ausgelegt "Cantata De La Planificacion Familiar", "El Polen Ya Se Esparce Por El Aire" und "Teorema De Thales" sind dabei die lustigsten Songs. Fazit: So hören sich aktuelle Interpretationen aus dem Genre "Klassik" an, man könnte auch sagen die Comedian Harmonists Lateinamerikas...
Los Bunkers habe ich mit "Vida De Perros" kennengelernt. Die - darf ich sagen boy band? - rockt auf Spanisch. Des Leadsängers sexy Stimme und die kraftvollen Gitarren machen diese Powerpop-CD aus. Die Songs sind nicht alle genial, die Durchörbarkeit leidet an mangelnder Abwechslung aber "Ven Aquí", "Nada Más De Mi" und "Te Vistes Y Te Vas" sind neben dem Highlight " Llueve Sobre La Ciudad" die besten Songs für mich. Gut: Auch als Spanischanfänger konnte ich hier schon mitsingen und versuchen zu übersetzen. Es geht um gebrochene Herzen, Liebesschmerz etc. Nichts neues, aber auch nichts, was man nicht noch einmal mehr besingen könnte. Fazit: "Vida De Perros" hilft, die schlimmen Momente des Hundelebens weniger schlimm, die schönen, noch schöner zu machen.
CDs mit Bildern sinnlich-verträumter Frauen machen mich immer skeptisch. Sara Valenzuela sieht offensichtlich gut aus (oder hatte fähige PhotoShop-Freaks in der PR-Abteilung) und versteht etwas von Musik. Ihr Metier hat "Lado Este" im Club-Sound gefunden. Außer "Lado Este", dem ersten Titel auf dem Album und "Para Que" war das Album aber eher eine Enttäuschung. Hier fehlt einfach Abwechslung, man kann so etwas vielleicht in einem Klub spielen, wo eh keiner hinhört, aber für eine CD einfach zu flach. Fazit: Sexy Musik, deren Produzenten es leider ein Wenig an Kreativität mangelt.
Takashi Hirayasu & Bob Brozman stellen unter dem Namen "Jin Jin / Firefly" uns ihr gemeinsames Machwerk vor. Zu hören gibt es hier die gemeinsame Session zweier Gitarristen, eines Amerikaners und eines Japaners. Das Ergebnis ist wirklich toll. Flotte, ganz unkonventionelle Titel, gespielt mit Gitarre und Sanshin, welche Hirayasu dann auf japanisch begleitet. Eine interkulturelle Begegnung, die gut klingt, fröhlich ist und Spaß macht, selbst wenn das Japanisch nicht mehr so frisch ist. Herausragend auf dem Album für mich: "Akata Sun Dunchi", "BeBe Nu Kusakaiga" und "Jin Jin". Fazit: Könnte man allen asiatischen (Schnell-)Restaurants ein Exemplar schenken. Man kann die interkulturelle Begegnung aber auch ganz schnöde im deutschen Wohnzimmer stattfinden lassen und sich ob der Töne freuen.
Aterciopelados (die ersten 10 Male immer falsch gesprochen, is aber auch gemein) habe ich mit ihrem Album "Oye" kennengelernt. Super gekickt hat der Titel "Complemento", passte damals vor meiner Brüssel-Reise gut zu meiner Stimmung. Ich mag es, wie sich die Frontsängerin stimmlich in den Song reinhängt und man mit dem Rhythmus unweigerlich mitschwingt. Im Text geht es um etwas menschliches, nämlich den persönlichen Gegensatz (el complemento). Die Platte ist wirklich oft in Rotation, zuhause und auf dem Stick, aber manche Titel begeistern einfach mal nicht nachhaltig. Entweder gelingt es halt, dass Songs auf subtile Art politisch sind ("Don Dinero") oder eben nicht ("Oye Mujer"). Durchgängig gut kamen aber alle die Songs, wo die Band versucht, gute Musik zu machen (so "Cruz de Sal"). Fazit: Mit den starken Titel einer meiner Evergreens (mit den schwächeren immerhin gut genug als Opener für meinen "La Mujer en América Latina"-Vortrag.)
Cello Trio war mit "Tango Brasileiro" die Hälfte meiner kostenlosen Einstiegs-MP3-Dateien. Habe ich bis heute nicht bereut. Obgleich ich die Platte selten durchhöre. Immer wieder verzückt bin ich bei den Streichern in "Confidencias" und "Julieta" (ja, hmm, mutet beides nicht sonderlich brasilianisch an, stimmt schon). Aber ich schätze an dem Album die großelterliche Kompatibilität und Tauglichkeit für beinahe alle erdenklichen Anlässe. Musikalisch: Tangorhythmen, völlig instrumental, kein Gesang, sehr ruhig, die letzten Titel ("Trapetie" und "Petits Enfants Et Animaux") schon eher
Choying Drolma And Steve Tibbetts und ihr Album "Selwa" sind schon recht exotisch in meiner Sammlung. Ich muss gestehen, ich wurde durch das Cover auf sie aufmerksam. Im Grunde haben hier ein Musikexperte und eine nepalesische Nonne zusammen Musik aufgenommen. Die Nonne singt, der Musikexperte (westlicher Prägung) steuert die instrumentale Untermalung bei, möglicherweise auch das Abmixen. Das Ganze klingt schon sehr meditativ, man hat ein paar Trommeln und das typische Klingeln und Bimmeln, wie man es vom Soundtrack von "Himalaya" (Bruno Coulais) kennt, im Ohr. Mir persönlich gefällt das ruhige, urtümliche Moment auf der CD sehr gut. Eher etwas zum alleine hören, wenn dann aber am ehesten "Palden Rangjung" (ist fast schon clubig, vielleicht sollte jemand das mal geschickt remixen). Fazit: Träumerische Scheibe für die kontemplativen Momente bei kühler Witterung (im Sommer wirkt die Scheibe sicher nicht so).
Correo Aereo ist auch eine meiner eMusic-Entdeckungen. Das Album "Lo Que Me Dijo El Viento" ist recht ursprünglich, volkstümlich, klassisch. Die Gruppe (vermutlich geleitet von der Dame auf dem Cover) spielt Volkslieder aus dem "Andenraum" (ha, herrlich, wie unpräzise und europäisch ich das wieder schrieb). Abwechslung ist echt die Stärke dieses Albums. "Pena Huasteca" ist schwer, melancholisch, bei "Golpes Tocuyanos" wird der Takt im Titel gewechselt und ist insgesamt schneller und "Al Son De La Tambora" ginge ja locker auch als Begleitmusik für die Parade des Karnevals der Kulturen in Berlin durch. Nein, wirklich: Die CD ist fesselnd und jeder Titel hat andere Nuancen. Fazit: Neue Interpretationen volkstümlicher Lieder, durchaus mit den Hörerwartungen des durchschnittlichen (West-)Europäers kompatibel. Spanischsprecher könnten auch Spaß an den Texten finden.
Css (Cansei De Ser Sexy) haben ja richtig eingeschlagen. Das Phänomen ging bis vorige Woche an mir total vorbei, dann bin ich auf einer brasilianischen Seite auf ihr Album "Cansei De Ser Sexy" aufmerksam geworden. Die Musik, huh, nicht neu aber mich begeistert die Kraft der einzelnen Titel. Die Texte, immer provokant ("Art Bitch"), der Klang lässt sich vielleicht gut als Mix aus elektronischen Elementen (die teilweise an Klangschnippsel vom C46 erinnern) und hektischen, gehetzten Rhythmen die aus jedem Club stammen könnten, beschreiben. Die Songs erzählen - so weit ich das bisher sah - von unserer Zeit und allem, was einhergeht mit der Cultura de maçãs einhergeht. Okay, "Bezzi" ist auch ne angenehme, weniger offensichtlich politische Pop-New-Wave-Was-Auch-Immer-Nummer. Fazit: Ein paar Paulistas, die wissen, wie man es krachen lässt. (Und der Zug, bei ihrem ersten Album eine CD-R für das private Kopieren beizulegen,schmeichelt mir ungeheuer.)
Dadi haben mit dem Album "Dadi" einen Stein bei mir im Brett. Wann immer ich die CD höre, so möchte ich dringend Caipirinha, Cashew, Açaí, Serigüela, Buriti, Bacuri, Patavá und Sapiri trinken. Macht man besser nicht, sagt Luis Fernando Verissimo. Ist nicht schlimm, denn bei so viel Alkohol entgeht einem auch diese lockere, leichte Mischung aus auf brasilianisch vorgetragenen Popsongs. Die Trommeln sind toll und ich ertappe mich mehrfach dabei, mich ausziehen zu wollen, schöne Menschen am Strand betrachten und küssen zu wollen. Ehm, Brasilianisch hat eine eigenartige Wirkung auf mich... Die dafür (und natürlich auch für alle anderen wärmeren nordeuropäischen Momente) geeignetsten Titel sind meines Erachtens "2 Perdidos" und "No Coração da Escuridão". Fazit: Eine kleine, unkomplizierte CD für Leute mit einer Affinität für den Klang des Brasilianischen.
El Hijo ist ein Ein-Mann-Projekt aus Spanien (so vermute ich). Sein Album "El Piel Del Oso" ist genau so: überraschend. Der Mann singt auf Spanisch, lässt sich mal von Piano oder Gitarre begleiten und am Ende sitzt man vor der Anlage und denkt "Wow". Die Songs breiten sich langsam aus und mit wenig Zeit und viel Hintergrundgeräuschen bleibt einem die Welt von El Hijo garantiert verschlossen. "Esa Musica Sombria" springt mal eben von ruhig zu schnell, fast schon wie ein Marsch, dazwischen immer wieder zurück in den langsamen Takt vom Anfang, sporadisch Schlagzeug, Piano, Geiger und Gesang. Textlich geht das Ganze auch in Richtung Momentaufnahme unserer Gesellschaft ("El Senor de las Bestias") und um die Dinge, die einen oder anderen selbst schon mal passiert sind (unglücklich verliebt, "Un Ayer"). Fazit: Tolle Musik, abseits des schnöden Rock En Español oder des Iglesias-Clans.
Hector Buitrago widmet sich mit "Conector" einer Art postmodernen Interpretation der Mythen Lateinamerikas, vermischt mit Beobachtungen aus der heutigen Zeit. Klanglich lässt sich das als einer Art kontemporäre, akustische Neuinterpretation des kulturellen ("lateinamerikanischen") Erbes Buitragos beschreiben. Spannung, Rythmen, Trommeln, sich wiederholende Klangmuster und Gesang (übrigens auch auf brasilianisch bei "Fruto Real" -> Fruto Reauuuu. Super!). Mich begeistert wie weit sich Buitrago vom Stil der "Aterciopelados" (dessen Mitglied er lange Zeit war) entfernt hat. Besonders markant sind "Troncoroca Vientomar", "Musica Somos" und besagtes "Fruto Real". Fazit: Für aufgeschlossene Hörer eine der modernsten und auch eigenwillistgen - und deshalb auch tolle - Platten aus dem Dunstkreis der "Latin" Music.
Les Luthiers, ja, wie sag ich es. "Sonamos Pese A Todo" ,eine CD, die sich mit einem andauernden Augenzwinkern anzuhören ist. Im Opener "Introducción" erfahren wir, dass es auf dieser CD um die Stücke von Maestro Piero geht, die von Les Luthiers
Los Bunkers habe ich mit "Vida De Perros" kennengelernt. Die - darf ich sagen boy band? - rockt auf Spanisch. Des Leadsängers sexy Stimme und die kraftvollen Gitarren machen diese Powerpop-CD aus. Die Songs sind nicht alle genial, die Durchörbarkeit leidet an mangelnder Abwechslung aber "Ven Aquí", "Nada Más De Mi" und "Te Vistes Y Te Vas" sind neben dem Highlight " Llueve Sobre La Ciudad" die besten Songs für mich. Gut: Auch als Spanischanfänger konnte ich hier schon mitsingen und versuchen zu übersetzen. Es geht um gebrochene Herzen, Liebesschmerz etc. Nichts neues, aber auch nichts, was man nicht noch einmal mehr besingen könnte. Fazit: "Vida De Perros" hilft, die schlimmen Momente des Hundelebens weniger schlimm, die schönen, noch schöner zu machen.
CDs mit Bildern sinnlich-verträumter Frauen machen mich immer skeptisch. Sara Valenzuela sieht offensichtlich gut aus (oder hatte fähige PhotoShop-Freaks in der PR-Abteilung) und versteht etwas von Musik. Ihr Metier hat "Lado Este" im Club-Sound gefunden. Außer "Lado Este", dem ersten Titel auf dem Album und "Para Que" war das Album aber eher eine Enttäuschung. Hier fehlt einfach Abwechslung, man kann so etwas vielleicht in einem Klub spielen, wo eh keiner hinhört, aber für eine CD einfach zu flach. Fazit: Sexy Musik, deren Produzenten es leider ein Wenig an Kreativität mangelt.
Takashi Hirayasu & Bob Brozman stellen unter dem Namen "Jin Jin / Firefly" uns ihr gemeinsames Machwerk vor. Zu hören gibt es hier die gemeinsame Session zweier Gitarristen, eines Amerikaners und eines Japaners. Das Ergebnis ist wirklich toll. Flotte, ganz unkonventionelle Titel, gespielt mit Gitarre und Sanshin, welche Hirayasu dann auf japanisch begleitet. Eine interkulturelle Begegnung, die gut klingt, fröhlich ist und Spaß macht, selbst wenn das Japanisch nicht mehr so frisch ist. Herausragend auf dem Album für mich: "Akata Sun Dunchi", "BeBe Nu Kusakaiga" und "Jin Jin". Fazit: Könnte man allen asiatischen (Schnell-)Restaurants ein Exemplar schenken. Man kann die interkulturelle Begegnung aber auch ganz schnöde im deutschen Wohnzimmer stattfinden lassen und sich ob der Töne freuen.
Abonnieren
Posts (Atom)