Donnerstag, November 17, 2005

Wie es ist Taschentücher zu verschenken

Entschuldigung, haben sie mal ein Taschentuch für mich? Ich sah von der Straße auf und vor mir stand ein Jugendlicher.

Irgendwie erinnerte er mich an die Fernsehbilder der letzten Tage. Ich musste an Paris denken und merkte wie mir ein Tropfen von den Haaren über die Stirn rann. Ein Stück kleiner als ich, Jeanshose im Baggystyle und helle Basketballschuhe (möge jemand kommentieren, wie die Schuhe mit dem verlängerten Knöchelansatz heißen) trug er. Die Haare waren vorne lustig nach oben gestylt und er hatte diese schöne karamellfarbene Haut. Ich blickte betroffen auf seine Schuhe und begann meine Taschen nach einem Taschentuch zu durchforsten.Fehlanzeige, dass einzige was ich fand, war, nun, sagen wir, war im vorigen Leben mal ein Taschentuch, heute nicht mehr als ein Fetzen Zellulose.

Ich presste meine Lippen aufeinander. Als stünde in seinem Gesicht die Erleuchtung geschrieben, fiel mir ein und sagte ich "Du hast Glück, ich war grade einkaufen". Ich zauberte ein Taschentuchpaket, dass zur Versorgung einer ganzen Fußballmanschaft gereicht hätte, heraus und begann daran herumzurütteln. Es öffnete sich aber nicht. Irgendwann war es dann brutal aufgerissen und ich hielt ihm freudestrahlend ein Päckchen entgegen. Ich schenkte ihm diese Päckchen, darauf bunte Blätter, wie Farbtupfen. Er bedankte sich höflich und ehrlich wie nur wenige Fremde "Danke" sagen.
Auf dem Rest des Weges wurde mir klar, wie passend das war: ein Päckchen Farbtupfer für den Farbkleks meines Donnerstags.

Kategorie: Wie es ist

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