Crisis, 16 Titel, 69:08Min, Cover von http://www.flickr.com/photos/dipfan/291756425/
01__Painkillers & Alcohol | Judah Warsky | Painkillers & Alcohol | 2012 (6:14)
02__Erinnerung | Gudrun Gut | Wildlife | 2012 (4:22)
03__Vogue Vogue | F.S.K. | Freiwillige Selbstkontrolle | 2008 (4:09)
04__Red Light (Shine) | The Danse Society | Heaven Is Waiting | 1984 (4:45)
05__Moans | Parade Ground | Cut Up | 1988 (3:57)
06__The Crisis | Molly Nilsson | Europa | 2009 (5:00)
07__The World Is Yours | I Heart Sharks | Summer | 2011 (3:48)
08__Punish Me With Kisses (RS Vocal Demo) | The Glove | Blue Sunshine | 2006 (3:31)
09__Grey Skies | Turquoise Days | Alternative Strategies | 2009 (4:18)
10__Downtown | The Raveonettes | Observator | 2012 (2:49)
11__Automaten (Radio Version) | Mittageisen | Alles Ist Anders...Nichts Hat Sich Gändert | 1994 (4:03)
12__Machines | The Soft Moon | Zeros | 2012 (2:46)
13__Godstar [Cotchford Farm Mix] [Mix] | Psychic TV | Godstar: Thee Director's Cut | 2005 (3:34)
14__I Go Down To The Sea | Phillip Boa And The Voodooclub | Hair | 2006 (2:46)
15__Close To Me | The Cure | The Head On The Door | 1985 (3:24)
16__All Tomorrow's Parties (Edit) | Nico | All Tomorrow's Parties | 2008 (9:47)
Aus dem Booklet:
Liebe Leute,
herzlich willkommen zu einem letzten Mixtape auf CD für dieses Jahr. Die Ausgabe steht ganz im Zeichen des Gegenwärtigen: Der Krise. Und derer gibt es ja viele. Ob nun Weltuntergangskrise, Finanzkrise, Identitätskrise, oder Weihnachtskrise – die Krise ist eine schöner Topos.
1) Wenn man die Krise ausgemacht hat, dann ist der erste Schritt bereits geschafft. Medikamentieren kann man die Krise auf vielerlei Art. Eine wäre die KO-Kombination aus Schmerzmitteln und Alkohol, die ich, auch wenn sichs als Song gut anhören mag, ich eher nicht als Mittel der Wahl empfehlen würde. Stattdessen aber mehr von Judah Warsky aus dem geschätzten Frooonkraisch.
2) Der Krise wohnt auch immer der Blick zurück auf vermeintlich bessere Zeiten inne. Daher gibt’s die passende musikalische Auseinandersetzung mit Erinnerungen von Frau Gudrun Gut. Falls jemand sich oder andere erfreuen möchte: Album beschaffen. Ich werde nicht müde, es zu hören.
3) Ob wir die aktuelle Krise nun wegen zu wenig (oder vielleicht wegen zu viel) freiwilliger Selbstkontrolle haben, kann im Rahmen des Mixtapes nicht geklärt werden. Daher heißt es Haltung bewahren, Stilsicherheit zeigen, wenn es schon längst nicht mehr auf Stil ankommt und in der Runde mitwippen: Let my people vogue, vogue.
4) Rotes Licht an allen Finanzampeln und Handelsplätzen – das haben sich vielleicht auch The Danse Society gedacht, angesichts der Krise in den 1980ern. Das schöne ist ja die Konstanz, Krise ist halt irgendwie immer.
5) Da bleibt nicht viel mehr, als das beständige Jammern. Dass das nicht notwendigerweise hässlich klingen muss, demonstrieren Parade Ground aus dem Belgien der 1980er.
6) Nun der Titelgebende Song von Frau Molly Nilsson aus, man ahnt es schon, Schweden. Die taffe Frau war beim letzten Mixtape schon mit von der Runde und liefert mit ihren ebenso hübschen wie cleveren Songs unterhaltende Interpretationen zeitgenössischer Erscheinungen.
7) Bei so viel Krise ist auch der Hedonismus nicht weit. Daher gibt’s ein bisschen was davon aus der Feder von den Jungs von I Heart Sharks. Danach ist aber wirklich Schluss mit Summer-Alben, denn hier ist Winter – trotz Krise!
8) Bei Krise greift man ja gern auf die Archive zurück. Kostet nichts und macht kaum Arbeit. Daher heute der Robert im Seitenprojekt mit „Punish me with kisses“ als Demo.
9) Zur Krise gehört die Depression und der haben sich Turquoise Days angenommen. Die Depression kommt immer dann, wenns von irgendwas zu wenig hat. Ob nun ein Geld, Salz oder Sonnenlicht. Dabei haben die das doch mit verzapft, die auf ihren Kanalinseln mit ihrer Steuerparadiespolitik.
10) Um die Krise im eher urbanen Milieu geht’s den beiden von The Raveonettes. Während die echten Innenstädte zwischen Raum für Ideen (Halle) und ideenlosem Raum (Leipzig) dahinvegetieren, kann sich das Produkt der akustischen Bemühungen hingegen sehr wohl hören lassen.
11) Automaten sind natürlich als zentrale Verursacher unserer Krise(n) auszumachen. Denn wenn der Text nicht im Computer auf Facebook entstehen würde, dann bräuchte's einen Postboten, einen Sortierer usw. Glücklicherweise hat die Schweiz Söhne wie Mittageisen, die das schon vor langer Zeit erkannt und thematisiert haben.
12) Wie düster unser Maschinenzeitalter klingt, lässt uns The Soft Moon erahnen. Aber die Berichte mehren sich ja, dass auch die Sheriffs im Internet wieder aus der Mode kommen. Und der Reiz der Krise liegt ja nicht zuletzt auch in ihren möglichen apokalyptischen Verschlimmerung.
13) Apropos Apokalypse: In der schlimmsten aller Zeiten hilft die Rückbesinnung. Daher gibt es, für sie, liebes krisengeplagtes Publikum, den Godstar von der Göttlichen. Also gewissermaßen den VIP unter den Göttern. Und zwar, da ja jetzt eh Krise und Weltuntergang ist, nicht im schnöden Original. Nein! Im Cotchford Farm Mix-Mix. Sie sehen, das Mixtape auf CD hat sich noch nie lumpen lassen.
14) Für den eher romantischen Titel-Bezug haben wir noch Phillip Boa an Bord. Desperation ist ja auch eines der Schlagworte, die in keiner Krisenaufzählung fehlen dürfen. Wer so schön singt, dem glauben wir auch, dass er der Krise auf den Grund geht.
15) An den Patentrezepten für die Krise hat sich auch über die Jahre nichts geändert: Zusammenrücken. Wie nah, das müssen Sie nach jeweiliger Situation und dem Gegenüber entscheiden. Close to me wäre aber ein guter Kandidat für die musikalische Untermalung.
16) Zum Schluss noch der Beweis: Krise gibt’s schon lange und fast immer gibt es ein gutes Ende. Das Problem der Kleidung stellt sich auch immer wieder, egal ob in der Krise oder außerhalb: Zu viel Woche ist übrig für zu wenig frische Sachen. Mit dieser großartigen Version von All Tomorrows Parties entlasse ich Sie.
Also vorher sage ich natürlich noch: Gute Nacht!
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